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Schwierige Beziehung
In Zeiten von Situationships, Tinder und Love Bombing
Single, vergeben, verliebt, verheiratet, getrennt: Die Frage nach dem Beziehungsstatus ist kompliziert. Und häufig der Auslöser für weitere quälende Fragen. Gerade wenn eigene Vorstellungen und Beziehungsrealität zu viel trennt. Welche Beziehung wünsche ich mir? In welcher lebe ich gerade? Bin ich glücklich? Oder auf der Suche? Oder beides? Oder nichts davon?
Ein Leben lang zusammen – oder auf der Suche
Fragen, die sich früher einfach nicht stellten. Zu klar war die Sache: jung heiraten, ein Leben lang zusammen sein. Die Frau sorgt sich um Haushalt und Kinder, ist wirtschaftlich abhängig vom Mann. Klare Rollen. Scheidungen geächtet und keine Option. Längst vergangene Zeiten. Zum Glück.
Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild: Viele Beziehungsoptionen, verknüpft mit neuen Beziehungs-Buzzwords – von Situationship bis Love Bombing. Und im Hinterkopf schwingt die Frage mit: Passt eine andere Partnerin oder ein anderer Partner noch besser zu mir? Lohnt es sich, an der aktuellen Beziehung zu arbeiten? Oder ist ein Singleleben doch einfacher? Wann fangen all diese komplizierten Überlegungen eigentlich an? Früher reichte ein einfacher Zettel: Willst du mit mir gehen – ja, nein, vielleicht? Ankreuzen. fertig. Ein sicherer Beleg für Beziehungsstart oder Liebeskummer.
Online-Dating: Grenzenlose Auswahl – und Absichten
Ein paar Jahre später: Das Kreuz wird zum Swipe. Beziehungssuche via Dating Apps. Die Frage bleibt: Wer passt zu mir? Die Zahl der potentiellen Matches ist nahezu grenzenlos. Die Motivation, mit der sie Dating Apps nutzen, ebenfalls. Viele nur zum Zeitvertreib. Manche auf der Suche nach einem „kurzen Abenteuer“. 13 Prozent der Tinder-Nutzenden schreiben diese Absicht in ihr Profil. Fast jeder Zweite (40 Prozent) sucht dort aber nach eigenen Angaben eine feste Beziehung.
Ein ähnliches Bild zeigt die Umfrage des Digitalverbands Bitkom: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Nutzenden von Onlinedating-Plattformen möchte eine langfristige Beziehung finden. Via Dating App – kann das gutgehen? Natürlich gibt es diese kitschigen „Magic-Matches“ – vom Swipe zur Hochzeit. Aber eben auch gegenteilige Erfahrungen. Wenn die Beziehungssuche via App nervt, sie gleichzeitig emotional ermüdet und süchtig macht. Und nach jedem Treffen das immer gleiche Spiel von vorn beginnt: Der oder die nächste bitte!
Situationships – oder die ständige Frage: Wo stehen wir gerade?
Besteht das digitale Match den Realitätscheck, wird bald der Beziehungsstatus relevant: Was ist das, was wir haben? Wie nah stehen wir uns? Es ist die Kernfrage jeder Situationship, also aller Beziehungen ohne Beziehungs-Label. Sich nicht festlegen müssen, Zeit verbringen ohne allzu große Verpflichtungen. Frei nach dem Motto: Kennenlernen, nichts überstürzen, flexibel bleiben.
Sind sich beide einig, kann das lose Beziehungsmodell der Situationship funktionieren. Wird aus der Übereinkunft „nichts Festes“ ein einseitiges „warum nicht“, wackelt die vereinbarte Unverbindlichkeit. Doch: Mit offenen Karten zu spielen birgt das Risiko, verletzt zu werden. Also besser über die tatsächlichen Gefühle schweigen? Allein bleiben mit den Fragezeichen: Wäre Handhalten in der Öffentlichkeit jetzt gerade noch „ok“ oder bereits „eins zu nah“?
Manipulierte Beziehungssuche: Love Bombing, Future Faking, Gaslighting, Ghosting
Es heißt, es müssten viele Frösche geküsst werden, um Prinzessin oder Prinz zu finden. Was aber, wenn diese Suche krank macht und das eigene Selbstwertgefühl zerstört? Weil eben nicht echtes Interesse das Kennenlernen prägt, sondern manipulative Strategien eingesetzt werden, um egoistische Ziele zu erreichen. Beim sogenannten Love Bombing wird die Partnerin oder der Partner durch Komplimente, Aufmerksamkeit oder Geschenke regelrecht überhäuft. Mit der Absicht, eine emotionale Abhängigkeit zu schaffen. Ähnlich funktioniert Future Faking: Hier wird nach wenigen Treffen die Beziehungszukunft überbetont – etwa übereilt die Gründung einer Familie versprochen. Eine weitere manipulative Strategie ist Gaslighting, bei der Unwahrheiten und Unterstellungen gezielt verunsichern sollen. Beim sogenannten Ghosting herrscht plötzlich Funkstille, da eine Person die gegenseitige Kommunikation plötzlich abbricht. Zurück bleiben unbeantwortete Fragen und häufig eine große Leere. Was bringt eine Beziehungssuche, bei der man sich emotional ausgenutzt fühlt? Ist Single bleiben dann vielleicht doch die bessere Option?
Single sein – und glücklich
Mehr als 22 Millionen leben als Singles in Deutschland. Und damit fast genauso viele Menschen wie in Ehen und nichtehelichen Partnerschaften (über 23 Millionen Menschen). Der Vergleich zeigt: Singles und Verheiratete stehen sich rein zahlenmäßig gleichwertig gegenüber. Das sieht bei der öffentlichen Akzeptanz häufig anders aus. Das sogenannte Singleshaming spüren viele Menschen, die alleine leben. Sie müssen sich ungefragt antiquierte Sätze anhören wie: Jeder Topf findet einen Deckel. Oder: Der oder die richtige für dich wird schon kommen. Als wären Paarbeziehungen der einzig mögliche Beziehungsentwurf. Häufig sehen sich besonders Frauen mit der Erwartung konfrontiert, einen Partner finden oder Kinder bekommen zu müssen. Warum eigentlich? Es gibt genug Beispiele, in denen Singles glücklich mit ihrem Leben sind – Frauen und Männer. Beispielsweise, weil sie es genießen, durch ihre Unabhängigkeit mehr Zeit für sich selbst zu haben. Oder für Freunde und die Familie. Und damit zusätzliche Möglichkeiten, in tiefgreifende Beziehungen zu investieren.
Die große Freiheit zu selbstbestimmteren Beziehungen
Beziehungen haben sich verändert. Heute sind eher „serielle Beziehungsmuster“ die Regel, gegenüber früheren „Kontinuitätsbiographien“ der Beziehungen. Wir haben mehr Beziehungen und Trennungen im Vergleich zu früheren Generationen. Die Ehe – nur eine akzeptierte Beziehungsform unter vielen. Es geht eben in vielen Bereichen des Lebens und der Liebe ganz gut alleine. Führt das zu besseren Beziehungen? Zu selbstbestimmteren, in jedem Fall. Wohl nie war die Wahlmöglichkeit, wie und mit wem man leben möchte, so groß wie heute. Alleine, zu zweit, zu dritt. Monogame Ehe oder offene Beziehung. Glücklich im Dauerstatus Single oder mit kurzfristigen Situationships. Alles kann, nichts muss.
Die große Herausforderung ist nun, aus der Vielzahl der Möglichkeiten, für sich ein passendes Beziehungsmodell zu finden. Das bedeutet auch, die Frage auszuhalten, ob es nicht irgendwo jemanden gibt, der vielleicht noch besser zu mir passen könnte. Klar ist: Es braucht heute keine feste Beziehung, um ein erfülltes Leben zu führen. Und: Meist dann doch mehr als drei Worte auf einem Zettel, um den eigenen Beziehungsstatus zu beschreiben. Ja, nein, vielleicht? Es ist häufig komplizierter. Und das ist auch gut so!
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