Mentale Gesundheit:
Das kann helfen, wenn die Seele krank wird
Lange war mentale Gesundheit ein Nischenthema. Krank ist, wer Zahnschmerzen hat oder einen verletzten Fuß. Dann hieß es: Zu Hause bleiben und auskurieren. Klare Sache. Auch für Kolleginnen und Kollegen oder den Arbeitgeber. Aber ausfallen wegen mentaler Überlastung? Das klang nach Schwäche und fehlendem Durchhaltevermögen. Verständnis brauchte man dafür nicht zu erwarten.
Inzwischen hat sich viel getan. Mentale Gesundheit ist längst kein öffentliches Tabuthema mehr – ganz im Gegenteil. Prominente wie Meghan Markle oder Dwayne „The Rock“ Johnson sprechen offen über ihre Ängste, depressive Phasen, Selbstzweifel, Stress oder Leistungsdruck. Ebenso wie ehemalige und aktuelle Spitzensportler – etwa der frühere Skispringer Sven Hannawald oder die Tennisspielerin Naomi Osaka. Die Liste ließe sich fortführen.
Der öffentliche Diskurs über „Mental Health“ hat inzwischen Talkshows und Marketingabteilungen erreicht: Bücher und Ratgeberartikel versprechen schnelle Hilfe. „Mental erschöpft? Diese 9 Dinge musst du tun!“ Oder: „Jetzt Online-Kurs buchen“ – zu „Psychohygiene“, „Emotionsmanagement“ oder „Mentaler Fitness für deinen Erfolg“. Was braucht es, um glücklich zu sein? „Resilienz“ und „mentale Stärke“. Du hast ein Problem, wir haben die Lösung. Alles ganz einfach?
Definition Mental Health
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert „Mental Health“ so: „Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.“
Das Problem mit den Problemlösungstipps
Eher nicht! Denn bei psychischen Beschwerden helfen selten allgemeingültige Tipps und Ratschläge nach dem Motto: „Tu dies, dann wirst du gesund.“ Ganz im Gegenteil: Sie können zusätzlichen Druck erzeugen. Wenn nämlich Tipps wie „einfach mal entspannen“, „nach vorne schauen“ oder „nicht so negativ denken“ eben doch nicht so einfach wirken.
Weitaus hilfreicher könnte die Erkenntnis sein, dass es beim Thema mentale Gesundheit keine einfachen Lösungen gibt. Was anderen hilft, muss nicht für jede Einzelne und jeden Einzelnen funktionieren. Wie auch? Psychische Beschwerden sind selten vergleichbar, haben meist ganz unterschiedliche Ursachen, sind zu komplex, um sie zu verallgemeinern. Wer an Burnout leidet, braucht eine andere medizinische Behandlung als beispielsweise Menschen mit Angstzuständen.
Doch warum macht der Alltag überhaupt so viele Menschen krank?
Dauerhafte Überforderung kann krankmachen
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass insbesondere Stress und das Gefühl dauerhafter Überforderung die mentale Gesundheit negativ beeinflussen. Im Großen wie im Kleinen: Schwer greifbare Zukunftsängste können Menschen an die Grenze ihrer Kräfte bringen – ausgelöst beispielsweise durch globale Bedrohungen wie die Klimakrise oder die Corona-Pandemie. Genauso wie Überlastungen im Alltag wie ständige Erreichbarkeit und steigender Leitungsdruck in Privatleben und Job.
Fehlzeiten aufgrund seelischer Leiden um 85 Prozent gestiegen
Gerade im Arbeitskontext lässt sich der Anstieg psychischer Erkrankungen durch konkrete Zahlen belegen. So stiegen die Fehlzeiten aufgrund seelischer Leiden vom ersten Halbjahr 2022 auf das erste Halbjahr 2023 um 85 Prozent. Das ergab eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der KKH. Insgesamt 303 Ausfalltage kamen auf 100 KKH-Mitglieder – so viel wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit.
Aktiv um die eigene Gesundheit kümmern
Doch wie gelingen die vielbeschriebene „Achtsamkeit“ und „Selbstfürsorge“? Was wirklich hilft, lässt sich nur individuell herausfinden. Dafür gibt es kein Patentrezept. Sofa oder Spaziergang. Ausruhen oder aktiv sein. Bildschirme an- oder bewusst abschalten. Allein oder in Gemeinschaft sein. Erlaubt ist, was die eigene mentale Gesundheit stärkt. Und ganz wichtig: Bei Bedarf professionelle Hilfe bei Expertinnen und Experten suchen und mit ihnen über die persönlichen Beschwerden sprechen.
Achtsamkeit fängt vor der Krankschreibung an
Nur: Prävention für die eigene mentale Gesundheit setzt idealerweise bereits viel früher an. Nicht erst, wenn nur noch die Notbremse durch Krankschreibung und Ausfall hilft. Wichtig ist das ehrliche Eingeständnis, dass es so wie gerade nicht weitergehen kann. Dazu gehört, ein Bewusstsein für den eigenen Körper und die eigenen Kraftreserven zu entwickeln. „Stress wahrzunehmen, sich Pausen zu gönnen und auf die Balance zu achten“, so beschreibt es Skispringer Sven Hannawald, der aufgrund eines Burnouts seine Karriere beendete.
Aktiv um die eigene Gesundheit kümmern
Doch wie gelingen die vielbeschriebene „Achtsamkeit“ und „Selbstfürsorge“? Was wirklich hilft, lässt sich nur individuell herausfinden. Dafür gibt es kein Patentrezept. Sofa oder Spaziergang. Ausruhen oder aktiv sein. Bildschirme an- oder bewusst abschalten. Allein oder in Gemeinschaft sein. Erlaubt ist, was die eigene mentale Gesundheit stärkt. Und ganz wichtig: Bei Bedarf professionelle Hilfe bei Expertinnen und Experten suchen und mit ihnen über die persönlichen Beschwerden sprechen.
Regelmäßige „Mental-Health-Momente“ einlegen
Helfen können auch bewusste Routinen wie ein regelmäßig eingelegter „Mental Health Day“. Ein Tag, der dazu dient, die eigenen Batterien aufzuladen. Nicht wenn der Akku bereits leer ist, sondern, damit er gar nicht erst leer wird. Dazu gehört, diesen Tag für sich im Kalender zu blocken – und auch gegen kurzfristige Termine zu verteidigen. Das ist einfacher gesagt als getan. Vielleicht sind im stressigen Alltag auch kontinuierliche „Mental-Health-Momente“ ein guter Weg, die eigene mentale Gesundheit zu fördern: ein Anruf bei einer Freundin, ein Espresso in der Sonne. Kleine Auszeiten, die zu festen Gewohnheiten werden, können einen Unterschied machen.
Angebot der KKH: Bis zu 200 Euro für Gesundheitskurse
Darüber hinaus lohnt es sich, frühzeitig und gezielt in die eigene mentale Gesundheit zu investieren. Denn sie ist die Grundlage für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Hierfür bieten sich verschiedene Gesundheitskurse an – von Autogenem Training über Tai-Chi bis zu Hatha-Yoga. Die KKH unterstützt die Teilnahme an Gesundheitskursen für mentale Pausen ihrer Mitglieder mit bis zu 200 Euro.
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