Immer mehr Patienten erhalten Antidepressiva
KKH: Zwei von drei Patienten sind weiblich
Hannover, 28.02.2019
Immer mehr Menschen in Deutschland werden Antidepressiva ärztlich verordnet. So stieg die Zahl der Patienten zwischen 2008 und 2018 um 26 Prozent. Das zeigen aktuelle Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Im Ländervergleich zeigt Sachsen-Anhalt mit 43 Prozent die höchste Steigerungsrate, gefolgt von Brandenburg mit 38 Prozent; am geringsten nahm die Zahl Betroffener in Hamburg (16 Prozent) und Schleswig-Holstein (18 Prozent) zu.
Auffallend: Zwei von drei Patienten, denen ein Medikament gegen Depressionen verschrieben wurde, sind weiblich. Doch während die Zahl der Frauen im Erhebungszeitraum bundesweit um gut ein Viertel stieg (26 Prozent), ist die Zunahme bei männlichen Betroffenen mit mehr als einem Drittel deutlich höher (36 Prozent).
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter einer depressiven Erkrankung. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat sich wegen der Arbeitnehmer, die aufgrund seelischer Erkrankungen am Arbeitsplatz ausfielen, die Zahl der Krankheitstage in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, stieg 2017 bundesweit auf insgesamt 107 Millionen AU-Tage an. Es verwundert daher kaum, dass immer mehr Medikamente gegen Depressionen verschrieben und eingenommen werden. „Gerade bei schweren Verlaufsformen sind Antidepressiva oft unersetzlich, lindern Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und hellen die Stimmung auf“, erläutert Apotheker Sven Seißelberg von der KKH. Allein können sie eine Depression jedoch nicht heilen. Vielmehr bedarf es der Kombination mit einer Psychotherapie.
Oftmals werden Medikamente gegen Depressionen jedoch zu schnell und ohne eindeutige Diagnose verschrieben. Bei leichten bis mittleren Depressionen sind sie nicht immer das Mittel der Wahl. „Vor allem Kinder und Jugendliche sollten Antidepressiva nur in Ausnahmefällen erhalten“, appelliert Sven Seißelberg. Denn die Nebenwirkungen können stark sein, reichen von Müdigkeit über Gewichtszunahme, Verstopfung, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen.
Wem ein Antidepressivum verordnet wurde, der sollte genau beobachten, ob es ihm spürbar besser geht. „Halten die Beschwerden auch nach mehrwöchiger Einnahme an oder treten starke Nebenwirkungen auf, sprechen Sie Ihren Arzt an“, rät Apotheker Seißelberg. „Eventuell ist die Dosis zu ändern, ein Präparat mit anderen Wirkstoffen geeigneter oder das Medikament abzusetzen.“
Wissenswert:
- Geduld haben: Antidepressiva wirken meist erst nach einigen Wochen.
- Medikamente gegen Depressionen wie empfohlen regelmäßig einnehmen. Wurde eine Einnahme einmal vergessen, diese ausfallen lassen und normal fortfahren.
- Ein Antidepressivum nie abrupt und ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen. Soll die Arznei abgesetzt werden, lässt man sie „ausschleichen“, das heißt, die Dosis wird langsam reduziert. Ansonsten droht ein Rückfall.
- Auf Alkohol verzichten, denn der kann die Wirkung von Antidepressiva verhindern!
- Antidepressiva werden von Ärzten auch bei Angst-, Zwangs-, Schlaf-, Essstörungen und gegen chronische Schmerzen verordnet.
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Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit 1,7 Millionen Versicherten. Nähere Informationen erhalten Sie unter www.kkh.de/presse/portrait.