Was ist Glück? Das ist Glück!
Wie wird man glücklich? Oder noch viel wichtiger: Wie bleibt man es? Die Suche nach dem persönlichen Glück gilt seit jeher als Lebensaufgabe. Zwar gibt es unzählige Tipps und Anleitungen zum Glücklichsein. Ebenso wie Berichte von Menschen, die ihr ganzes Leben das Glück suchen. Es plötzlich gefunden haben. Oder nie. Was ist das also mit dem Glück?
Ist es Pech oder nur Glück auf Umwegen
Glück gehabt oder doch wieder Pech? Das ist manchmal nur eine Frage der Perspektive. Ein alltägliches Beispiel: Wegen einer Weichenstörung fällt der letzte Zug aus. Die geplante Heimkehr verschiebt sich auf den nächsten Tag. Zuhause warten die Liebsten oder wichtige Termine. Bleibt nur die Übernachtung im Hotel. So ein Pech – und richtig nervig. Oder doch ein großes Glück? Das gemeinsame Abendessen im Hotel führt zwei Gestrandete zusammen. Eine Freundschaft fürs Leben entsteht. Wie unwichtig ist da ein verspäteter Zug.
Woher kommt der Begriff?
Der Begriff „Glück“ geht wahrscheinlich zurück auf das mittelniederdeutsche „Gelucke“ und das mittelhochdeutsche Gelücke. In beiden Worten steckt „gelingen“ drin, das auch mit „leicht“ in Verbindung steht. Glück meint also das Gelungene, etwas, das leicht erreicht wurde. Darüber hinaus kann Glück mehrere Bedeutungen haben: Glücklich ist beispielsweise, wem es anhaltend gut geht. Etwa, weil das eigene Leben viel von dem enthält, was als wichtig erachtet wird. Glücklich kann auch jemand sein, der durch eine positive Schicksalswendung überrascht wird – z. B. durch einen unerwarteten Lottogewinn.
Lebensumstände haben erheblichen Einfluss
Nun ist das so eine Sache mit dem Glück und der Zufriedenheit. Beides hängt natürlich stark von den Lebensumständen ab, für die wir unter Umständen nichts können. Man spricht von blindem Glück oder Unglück, das uns ohne Zutun widerfährt. Beispielsweise, ob wir in einem wohlhabenden oder armen Land geboren wurden. Deshalb sind allgemeingültige „Macher-Ratschläge“ zu mehr Glück wie Dankbarkeit praktizieren, Achtsamkeit und Meditation oder sinnvolle Ziele verfolgen mitunter unangebracht. Sie unterliegen schlicht der Vorbedingung, dass der Tipp in der jeweiligen Lebenssituation überhaupt umsetzbar ist.
Alles nur Typsache – oder eine Frage der Einstellung?
Darüber hinaus gibt es „aktives Glück“, das wir selbst mitbestimmen können. Es geht dabei vor allem darum, wie wir mit kleinen oder größeren Lebensherausforderungen umgehen. Oft unbewusst und abhängig von unserer Persönlichkeit: Ängstliche verpassen vielleicht ihr Glück, weil sie sich nicht trauen. Risikofreudige verspielen eine gute Chance, da sie zu unvorsichtig sind. Beständige verbleiben vielleicht in einer unerträglichen Situation. Das bekannte Unglück ist für sie die bessere Wahl als ein unsicheres künftiges Glück. Glückspilz oder Pechvogel – eine Frage, die auch von der eigenen Einstellung abhängen kann.
Dem Glück auf die Sprünge helfen
Wie sich die eigene Einstellung auf das Glücksempfinden auswirkt, hat ein Experiment gezeigt. Zwei Menschen, die sich selbst als Glückspilz oder Pechvogel bezeichneten, sollten sich in einem Café an einen Tisch setzen und einen Kaffee trinken. Natürlich war das Setting vorab arrangiert: Vor der Tür lag ein Geldschein, an dem einzigen freien Tisch saß ein erfolgreicher Geschäftsmann. Der selbsternannte Glückspilz findet den Geldschein, setzt sich neben den Geschäftsmann und unterhält sich mit ihm. Der Pechvogel übersieht das Geld und sitzt schweigend neben dem Geschäftsmann. Ihr Tagesfazit fällt dann auch höchst unterschiedlich aus: Der Glückspilz erzählt von dem Geldfund und dem interessanten Gespräch. Der Pechvogel hatte nichts Interessantes zu berichten. Beide erlebten die gleiche Situation, nutzten mögliche Chancen jedoch unterschiedlich. Glücklicher sein, indem man selbst aktiver auf Zufälle reagiert. Die Forschung nennt das Serendipität. Dadurch könnten Glückspilze ganz automatisch mehr von „glücklichen Zufälle“ erleben.
Glücklich durch eigene passende Prioritäten
Doch natürlich hängt das eigene Glücksempfinden auch stark mit der individuellen Prioritätensetzung zusammen. Erfolg, Familie, Gesundheit sind häufige Antworten auf die großen Fragen, was im Leben glücklich macht. Workaholics finden ihr Glück in der Arbeit. Familienmenschen vielleicht beim Basteln mit ihren Kindern. Das Erreichen der eigenen individuellen Ziele ist für viele ein entscheidendes Kriterium auf dem Weg zum persönlichen Glück. Doch nicht immer haben wir es selbst in der Hand, darüber zu entscheiden, ob wir ein bestimmtes Ziel auch tatsächlich erreichen. Daher gilt auch die Anpassung von Zielen als Glücksfaktor. Um nicht verzweifelt einem unrealistischen Ziel nachzuhetzen und so dauerhaft unglücklich zu sein.
Serendipität
Der Begriff Serendipität meint in der Regel eine zufällige Beobachtung von etwas, das ursprünglich nicht gesucht worden ist – und dadurch überraschende Einblicke bietet.
Die Krux mit dem Ankunftsfehler
Und dann ist da noch das generelle Problem mit dem erreichten Ziel. Egal ob Gehalt, Beziehungsstatus oder Wunschgewicht – Erwartungen, dass damit automatisch das Glück ins Leben einzieht, bleiben meist unerfüllt. Der Grund: der sogenannte Ankunftsfehler, den der Wissenschaftler Tal Ben-Shahar in seinem Buch „Happier“ beschreibt. Aus seiner Sicht währt der Glücksmoment beim Erreichen des Ziels oft nur kurz. Anschließend müsse ein neues Ziel her – und anschließend wieder ein neues. Das alleinige Streben nach Zielen und ihr Erreichen, mache nur selten nachhaltig glücklich. Eine bessere Strategie sei daher, schon auf dem Weg zum Ziel innerlich glücklich zu sein. So ließe sich auch Unerreichtes besser verkraften. Ganz nach dem Motto: „Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichsein ist der Weg“, wie es Buddha einst formuliert haben soll.
Die glücklichsten Menschen der Welt
Der kürzeste Weg zur alltäglichen Zufriedenheit? Das Glücks-Navi weist bei dieser Suche verlässlich gen Norden. In Finnland leben die glücklichsten Menschen der Welt. Bereits zum siebten Mal in Folge kommt der Weltglücksbericht zu diesem Ergebnis. Damit liegt Finnland vor Dänemark, Island und Schweden. Glückliches Skandinavien! Deutschland liegt auf Platz 24 – acht Plätze schlechter als im Vorjahr. Ein wichtiger Grund für die Zufriedenheit der finnischen Bevölkerung liegt nach Meinung der Autoren des Berichts auch im Miteinander. Das eigene Glück hänge in Finnland stark mit dem Glück anderer zusammen. Die Basis dafür seien z. B. ähnliche Chancen mit Blick auf Bildung, Gesundheit und Karriere. Und das Vertrauen in Regierung und Institutionen. Ein Beispiel: „Housing First“. Das Regierungsprogramm möchte jedem Obdachlosen bedingungslos eine Wohnung zur Verfügung stellen. Wohnen als Grundrecht, das ist in Finnland parteiübergreifend Konsens.
Soziale Beziehungen als Glücks-Booster
Ein gutes und soziales Miteinander – nicht nur gesellschaftlich ist das eine Hauptvoraussetzung für Glück. So sehen Forschende der Harvard University in guten zwischenmenschlichen Beziehungen den überragenden Faktor für ein glückliches Leben. Mehr als 2.000 Menschen aus drei Generationen begleiten sie seit 1938 in ihrer Langzeitstudie. Demnach seien materielle Faktoren wie Geld oder beruflicher Erfolg für die Zufriedenheit nicht unerheblich. Soziale Beziehungen aber für das Glücksempfinden deutlich wichtiger. Dazu zählen Paarbeziehungen genauso wie Beziehungen zu Kindern, Eltern, Freunden oder Nachbarn. Soziale Kontakte selbst aktiv zu suchen und zu pflegen, sei besonders wichtig.
Die persönliche Glücksformel finden
Also raus, Leute treffen – und einfach glücklich sein? Es ist wie so häufig mit diesen allgemeingültigen Rezeptanleitungen: Wirken kann nur, was zu den eigenen Lebensumständen passt. Und absolute Ratschläge sind gerade beim Thema Glück meist eher kontraproduktiv. Jetzt sei doch endlich mal glücklich! Diese Verordnung funktioniert nicht. Sich selbst und seine Gefühle zu verstehen, statt sich zu bewerten, schon eher. Mit sich und seinen Stärken und Schwächen im Reinen sein, kann glücklich machen. Ganz nach Buddha: Glücklichsein ist der Weg.
Letztlich lässt sich die persönliche Formel zu innerem Glück nur selbst finden. Wissenschaftliche Ratschläge können da eine kleine Unterstützung sein. Beispielsweise aufzeigen, welche Aktivitäten Glücksbotenstoffe ausschütten und warum es in den meisten Fällen ratsam ist, soziale Kontakte zu pflegen, Abwechslung und neue Herausforderungen zu suchen und aktiv im Alltag zu sein. Oder ein Dankbarkeitstagebuch führen, um die positiven Ereignisse bewusster wahrzunehmen. Die Suche nach Zufriedenheit bleibt eine Lebensaufgabe. Und unsere persönliche Glücksformel ein Unikat. Zum Glück.
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