Das Wochenbett – eine Auszeit, die ihren Namen verdient

Ihr Körper hat in den 40 Schwangerschaftswochen  und während der Geburt Großes geleistet und auch die Rückbildung ist eine Herausforderung. Nach der Geburt sinkt der Spiegel der Schwangerschaftshormone rapide, während durch das Stillen die Hormone Prolaktin und Oxytocin an Bedeutung gewinnen. Viele Frauen schwitzen vermehrt, frieren schneller oder erleben Stimmungsschwankungen. All das ist Teil des natürlichen Übergangs – ebenso wie der Wochenfluss (Lochien) in dieser Zeit. Er ist ein natürlicher Reinigungsprozess: Blut, Gewebe- und Schleimhautreste werden ausgeschieden. Der Wochenfluss dauert etwa vier bis sechs Wochen und verändert sich in Farbe und Intensität. Parallel verkleinert sich die Gebärmutter wieder auf ihre ursprüngliche Größe.

Der Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt ist meist etwas schwächer als nach einer vaginalen Geburt. Allerdings ist durch einen Kaiserschnitt das Immunsystem der Mutter geschwächt – Schonhaltung, Narbenschmerzen und Bewegungseinschränkungen sind normal. Unterstützung im Alltag, kleine Bewegungseinheiten und sanfte Pflege, etwa durch Wochenbett-Kompressen oder Narbenöl helfen Ihnen im Wochenbett nach einem Kaiserschnitt zu regenerieren und zu heilen. Zögern Sie nicht um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen.

Vorbereitung ist alles – gerade, wenn Sie nach der Geburt nicht ständig dies und das zusammensuchen möchten. Eine gut durchdachte Wochenbett-Checkliste hilft Ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Wärme, Ruhe, Nahrung und Nähe.

• Wochenbettbinden oder Flockenwindeln
• Stilleinlagen und bequeme Kleidung (Jogginghose, Stillnachthemd)
• Wärmflasche oder Kirschkernkissen
• Sitzkissen (bei Geburtsverletzungen)
• Snacks und Getränke in greifbarer Nähe
• Sitzbäder und Kühlkompressen

• Der Beckenboden ist das Zentrum der Rückbildung. Er wurde während Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht – egal ob vaginale Geburt oder Kaiserschnitt. Bereits wenige Tage nach der Geburt können Frauen – am besten in Rückenlage – mit einer achtsamen Atemführung beginnen. Beim Ausatmen wird dabei der Beckenboden sanft nach innen oben gezogen. Diese Aktivierung ist kaum sichtbar, aber sehr wirksam. Auch das bewusste Wahrnehmen und Loslassen ist Teil der Rückbildung – nicht nur die Anspannung zählt.
  
  
• Die Bauchmuskulatur braucht Aufmerksamkeit. Durch die Dehnung in der Schwangerschaft kann sich eine Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln gebildet haben – die sogenannte Rektusdiastase. Wichtig ist daher: Keine Sit-ups oder Belastungen in Rückenlage, die den Bauch nach außen wölben. Stattdessen helfen Übungen mit sanfter Bauchatmung, so wie stabilisierende Bewegungen im Vierfüßler Stand.
  
  
• Die Atmung spielt eine zentrale Rolle. Tiefe, entspannte Atemzüge aktivieren nicht nur das Zwerchfell, sondern fördern auch die Rückbildung von Gebärmutter und Beckenboden. Viele Frauen merken: Wenn die Atmung ruhig wird, fühlt sich auch der Körper wieder verbundener an. Das schafft Raum für Erholung – und stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft.

Langsam, schmerzfrei und mit Anleitung sollten Sie die Rückbildung angehen und lassen Sie sich dabei von Ihrer Hebamme oder in einem Rückbildungskurs begleiten und motivieren. Denn Rückbildung heißt nicht nur, „wieder in Form zu kommen“, sondern sich als Frau neu zu verankern – körperlich, emotional und mit Blick auf das neue Leben an Ihrer Seite.

1. Beckenboden-Atmung im Liegen
Legen Sie sich bequem auf den Rücken, Beine leicht aufgestellt. Beim Einatmen weitet sich der Bauch sanft, beim Ausatmen ziehen Sie den Beckenboden leicht nach innen oben. Stellen Sie sich dabei vor, Sie schließen innerlich sanft eine Blume. Fünf bis sieben bewusste Atemzüge reichen.

2. Bauchstütze im Vierfüßlerstand
Kommen Sie auf Hände und Knie. Beim Ausatmen den Bauchnabel sanft zur Wirbelsäule ziehen, ohne den Rücken rund zu machen. Kurz halten, dann lösen. Das stärkt die tiefe Bauchmuskulatur ohne Druck auf die entstandene Lücke zwischen den geraden Bauchmuskeln.

3. Schulterkreisen mit Atemfluss
Setzen Sie sich aufrecht hin. Beim Einatmen ziehen Sie beide Schultern hoch, beim Ausatmen lassen Sie Ihre Schultern nach unten sinken. Das löst Spannungen im oberen Rücken und vertieft den Atem – ideal gegen das „Einfallen“ im Alltag.

Wiederholen Sie jede Übung ein- bis zweimal täglich, ganz ohne Druck. Die Regelmäßigkeit zählt – nicht die Intensität.

Die Hebamme ist in den ersten Wochen nach der Geburt eine unverzichtbare Begleiterin – fachlich, aber auch emotional. Ihre Erfahrung ist Gold wert – bei Fragen, Sorgen oder Unsicherheiten. In den ersten zehn Tagen nach der Geburt besucht Ihre Hebamme Sie täglich, danach bis zu 16 Wochen je nach Bedarf.

Für Sie als Frau und Mutter ist Ihre Hebamme die erste Ansprechpartnerin bei allen Fragen rund um die Themen Rückbildung, Wochenfluss, Wundheilung und körperliche Veränderungen. Sie kontrolliert, ob sich die Gebärmutter gut zurückbildet und steht Ihnen beratend zur Seite, wenn es mit dem Stillen nicht gleich klappt, bei Brustentzündungen und Milchstau. Auch bei psychischer Überforderung, Schlafmangel oder Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby hat sie ein offenes Ohr.

Für das Neugeborene übernimmt die Hebamme ebenfalls wichtige Aufgaben: Sie beobachtet die Gewichtsentwicklung, das Trinkverhalten und die Hautfarbe mit Blick auf eine mögliche Neugeborenengelbsucht. Außerdem kontrolliert sie die Nabelheilung des Babys. Babypflege, Baden und Wickeln – auch hier steht Ihnen Ihre Hebamme mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Hebamme zeigt Ihnen, wie Sie das Baby sicher halten, tragen und beruhigen können – und bestärkt Sie als Eltern darin, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen.

Was Sie im Wochenbett nicht machen sollten? Die klare Antwort: alles, was Stress, körperliche Überlastung oder emotionale Unruhe bringt. Verzichten Sie auf große Besuche, auf schweres Heben, auf zu frühe Rückkehr in Haushalt oder gar in den Job. Wenn Sie sich im Wochenbett überanstrengen, sendet Ihnen Ihr Körper Signale, die Sie nicht ignorieren sollten: unter anderem verstärkter Wochenfluss, Kreislaufprobleme und Rückenschmerzen.

Während des Wochenbetts regeneriert nicht nur Ihr Körper – sie verarbeiten auch mental die Eindrücke der Geburt und die neue Aufgabe als Mutter. Starke Stimmungsschwankungen, emotionale Tiefphase, die Sie von sich selbst so nicht kennen, sind Zeichen, die Sie ernst nehmen sollten.

• Keine schwere Hausarbeit
• Kein Sport,
• Keine Diäten
• Keine Besuchermarathons
• Kein Multitasking – das Baby und Sie stehen im Mittelpunkt.

Nicht jede frischgebackene Mutter ist sofort voller Glück. Stimmungsschwankungen, Weinen ohne erkennbaren Grund oder das Gefühl der Überforderung sind im frühen Wochenbett völlig normal. Etwa 50 bis 80 Prozent der Mütter erleben den sogenannten Babyblues. Meist vergeht er nach wenigen Tagen – maximal dauert er zwei Wochen. Bleiben die Symptome bestehen oder verstärken sich, sprechen Sie mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem – es könnte sich um eine Wochenbettdepression handeln. Offenheit ist hier der erste Schritt zur Entlastung.

Das Wochenbett ist eine Übergangszeit – zwischen Ausnahmezustand und Neubeginn. Es ist keine „freie Zeit“ – sondern eine geschützte Phase der Regeneration, die Geduld verlangt. Erlauben Sie sich selbst, langsam zu sein und Hilfe anzunehmen. Spüren und formulieren Sie Ihre Bedürfnisse. Denn wie Sie das Wochenbett erleben, prägt nicht nur Ihre körperliche und mentale Gesundheit – sondern auch Ihren Start ins Muttersein. Nehmen Sie sich Zeit.