DiGA sind Therapiemaßnahmen, genau wie Medikamente oder Operationen

Häufig denkt man da zuerst an Apps. Es ist aber ein allgemeiner Sammelbegriff für digitale Produkte, die zu medizinischen Zwecken von Betroffenen selbst ohne großes Risiko eingesetzt werden können. Digital bedeutet dabei, dass sie elektronische Bestandteile haben, z. B. mithilfe von Smartphones oder Computern genutzt werden. Aber nicht jedes digitale medizinische Produkt ist automatisch eine DiGA. Von DiGA sprechen wir nur dann, wenn sie einen bestimmten Prüfprozess erfolgreich durchlaufen haben. Dann können Ärztinnen und Ärzte sie auch auf Rezept verordnen und wir als KKH übernehmen die Kosten.

Sie müssen genehmigt werden - wenn die Krankenkasse die Kosten dafür übernehmen soll. Das kann auf zwei Wegen geschehen. Eine Möglichkeit: Die medizinische Notwendigkeit wird von der Ärztin oder dem Arzt festgestellt, in dem Fall stellt er oder sie ein Rezept aus. Versicherte reichen dieses bei uns ein. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, genehmigen wir es. Unsere Versicherten bekommen dann einen Freischaltcode. Die zweite Möglichkeit: Versicherte stellen direkt bei uns einen formlosen Antrag. Auch hier benötigen wir Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass die zu der DiGA passende Erkrankung vorliegt – , z. B. einen aktuellen Arztbrief. Dann können wir die DiGA auch ohne Rezept genehmigen.

Um eine DiGA zu werden, müssen die digitalen Medizinprodukte einen Prüfprozess beim Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) durchlaufen. Neben der medizinischen Wirksamkeit und Sicherheit werden dabei z. B. auch Datenschutzaspekte geprüft. All das stellt sicher, dass DiGA sicher sind und wirksam werden können. Wie groß der Nutzen im Einzelfall dann wirklich ist, dazu kann am besten die behandelnde ärztliche Praxis beraten

DiGA werden entwickelt, um Erkrankungen zu verhindern, frühzeitig zu erkennen, die Therapie zu unterstützen oder um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Sie sollen und können eine ärztliche Therapie nicht ersetzen. Ich sage immer: DiGA sind genau wie Medikamente oder Operationen eine Maßnahme im Therapieplan. Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient müssen also überlegen: Was ist unser Ziel – mehr Bewegung, eine Ernährungsanpassung, Muster erkennen oder die Einnahme von Medikamenten nicht vergessen? Wenn die DiGA dann sowohl zu den Zielen als auch zu den individuellen Vorlieben passt, kann sie genau die richtige Lösung sein. 

Am häufigsten genehmigen wir DiGA für Rückenschmerz und Übergewicht. Sie sind bei den Nutzerinnen und Nutzern vor allem deshalb beliebt, weil sie ganz flexibel in den eigenen Alltag eingebaut werden können und motivieren, dranzubleiben. Auf Platz zwei landen Apps für Schlafstörungen und psychische Themen wie Depression oder Angststörungen. Gerade bei psychischen Themen können DiGA auch helfen, Wartezeiten zu überbrücken, bis eine Therapie begonnen oder fortgesetzt werden kann.

Idealerweise sollten DiGA Behandlungen vor Ort nicht ersetzen, sondern ergänzen. Das bedeutet, dass ärztliches, physiotherapeutisches und sonstiges medizinisches Fachpersonal mit den Nutzerinnen und Nutzern die persönlichen Ziele und Grenzen vorab und während der Anwendung besprechen sollten. Geht eine Patientin oder ein Patient z. B. einmal die Woche zur Physiotherapie, kann er an den restlichen Tagen selbst Übungen mit einer DiGA machen. Aber auch DiGA selbst werden immer besser. Ich habe kürzlich wieder eine digitale Anwendung getestet, bei der man sich während der Übung selbst mit der Kamera filmen konnte und dann automatisierte Rückmeldungen bekam, was man noch beachten sollte. Das war wirklich beeindruckend. Da wird sich noch ganz viel tun.