Übelkeit in der Schwangerschaft: Ursachen und praktische Tipps

Schwangerschaftsübelkeit betrifft etwa 80 Prozent aller Schwangeren, besonders im ersten Trimester – etwa 30 Prozent der Betroffenen müssen sich regelmäßig übergeben. Grund dafür sind die hormonellen Umstellungen im Körper.

Insbesondere der Anstieg des Hormons hCG (humanes Choriongonadotropin) galt bisher als Hauptursache. Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2023 liefern Hinweise darauf, dass die Übelkeit durch den Anstieg des Hormons GDF-15 verursacht wird.

Während der Schwangerschaft ist der Geruchs- und Geschmackssinn besonders ausgeprägt. Der Körper stellt sich um und versorgt das wachsende Leben. Dadurch reagiert er sensibler auf innere und äußere Reize. Für viele ist es ein Zeichen: Der Körper arbeitet auf Hochtouren, um das neue Leben zu schützen.

Bei den meisten Frauen startet die Übelkeit zwischen der vierten und siebten Schwangerschaftswoche (SSW). Besonders am Morgen ist sie spürbar – wenn der Magen leer und der Kreislauf noch nicht richtig in Schwung gekommen ist. Wie lange die Beschwerden dauern, ist von Frau zu Frau verschieden. Einige fühlen sich nur kurzzeitig unwohl, andere leiden wochenlang unter ständiger Übelkeit – mit oder ohne Erbrechen. Wichtig ist: Bleiben Sie aufmerksam und beobachten Sie, wie Ihr Körper reagiert.

Übelkeit in der Schwangerschaft folgt keinem festen Muster. Manche spüren nur leichte Anzeichen, andere kämpfen mit extremer Übelkeit und Erbrechen. Der Alltag ist dadurch stark einschränkt.

Besonders typisch ist die Morgenübelkeit, doch viele Frauen berichten auch von Übelkeit am Nachmittag oder Abend. Sogar eine ganztägige Übelkeit ohne Erbrechen ist möglich.

Wenn Ihnen vor allem abends übel ist, kann das mit Erschöpfung, niedrigem Blutzucker oder einem vollen Magen zusammenhängen. Oftmals helfen leichte Kost am Abend sowie ein kurzer Spaziergang.

Durch die Übelkeit wird der Alltag plötzlich zur Herausforderung: Es fällt Ihnen schwer, etwas zu essen oder sich zu bewegen. Selbst sich auszuruhen ist bei anhaltender Übelkeit kaum auszuhalten.

Doch was tun, wenn der Magen ständig rebelliert und sogar der Lieblingsduft auf einmal Übelkeit auslöst? Die gute Nachricht: Es gibt einfache und natürliche Wege, die Beschwerden zu lindern: Kleine Anpassungen im Alltag und bewehrte Hausmittel wirken manchmal schon Wunder. Probieren Sie aus, was Ihnen persönlich guttut:

• Essen Sie Zwieback oder Cracker, bevor sie aufstehen und so richtig in den Tag starten. Legen Sie sich abends etwas ans Bett.
• Riechen Sie an frisch geschnittener Zitrone (Limette, Orange oder Grapefruit) – oder lutschen Sie ein Stück davon. Kleine Schnitze von Zitrusfrüchten eignen sich auch gut für unterwegs – gut verstaut in einer kleinen Box, passen sie in jede Handtasche.
• Essen Sie kleine statt drei großer Mahlzeiten am Tag. Verzichten Sie auf fettige und stark gewürzte Speisen.
• Trinken Sie viel, aber zuckerfrei – am besten stilles Wasser oder Kräutertee in kleinen Schlucken.
• Gönnen Sie sich frische Luft, sanfte Bewegung und Ruhepausen.
• Geben Sie Pfefferminzöl auf ein Taschentuch und riechen Sie daran.
• Akupressur-Armbänder (Sea-Bands), die auf den sogenannten P6-Punkt am Handgelenk drücken, werden häufig als hilfreich empfunden. Der P6-Punkt befindet sich am inneren Handgelenk zwischen den zwei Sehnen. Hilfreich: Tauschen Sie sich dazu und zum Thema Akupunktur auch mit Ihrer Hebamme aus.

Ein geregelter Tagesablauf und ausreichend Schlaf können die Beschwerden bereits mildern. Wichtig ist: Nehmen Sie Ihre Signale ernst – Sie wissen am besten, was Ihnen guttut.

Wenn die Beschwerden so stark werden, dass Sie kaum noch trinken oder essen können oder Sie deutlich an Gewicht verlieren, ist ein Besuch in Ihrer gynäkologischen Praxis notwendig. Starke oder extreme Übelkeit sollte immer ernst genommen werden. In seltenen Fällen steckt hinter der Schwangerschaftsübelkeit eine sogenannte Hyperemesis gravidarum (HG) – eine übermäßige und behandlungsbedürftige Form der Übelkeit.

Ihr Körper verändert sich – und mit ihm Ihr Alltag, Ihre Bedürfnisse, Ihre Grenzen. Nehmen Sie diese Veränderungen ernst und erlauben Sie sich, achtsam mit sich selbst umzugehen.

Gerade wenn der Alltag durch die Übelkeit erschwert wird, ist es wichtig, sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Pausen, sagen Sie Termine ab, wenn es nötig ist, und holen Sie sich Unterstützung im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung.

Ob ein Mittagsschlaf, ein Spaziergang im Grünen oder ein Moment der Stille mit einer Tasse Tee: Kleine Rituale der Selbstfürsorge haben in dieser intensiven Lebensphase eine große Wirkung. Sie geben Halt, stärken das Vertrauen in den eigenen Körper und helfen dabei, in der Umstellung nicht nur zu funktionieren, sondern auch innerlich zur Ruhe zu kommen.

Achtsamkeit und Selbstfürsorge sich wichtig. Nur so bleiben Sie seelisch stabil, um die schönen Momente in dieser besonderen Zeit intensiver wahrzunehmen.

In der Regel bessert sich die Übelkeit ab der 12. bis 16. Schwangerschaftswoche deutlich. Mit dem Übergang ins zweite Trimester sinkt das hCG-Level, und auch der Körper gewöhnt sich langsam an die Umstellung. Viele Frauen berichten dann von einem echten Energieschub.

Manche Schwangere kämpfen bis ins dritte Trimester mit milder Übelkeit – bei etwa 20 Prozent der Frauen halten die Beschwerden die ganze Schwangerschaft über an – bis zur Geburt des Kindes.   

Solange es Ihnen insgesamt gut geht, Sie ausreichend Flüssigkeit und Nahrung zu sich nehmen können, besteht meist kein Grund zur Sorge. Bleiben Sie im Austausch mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt – sie können Ihre Situation gut einschätzen und Ihnen entlastende Ratschläge geben.

Und vergessen Sie nicht: Jede Schwangerschaft verläuft einzigartig und Ihr Körper leistet in allen Schwangerschaftswochen Großartiges. Gönnen Sie sich Ruhe, vertrauen Sie auf Ihren Körper und lassen Sie sich unterstützen – von Ihrem Partner, Ihrer Partnerin, Ihrer Familie oder Fachleuten. Sprechen Sie offen mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und tauschen Sie sich auch mit anderen Schwangeren aus – gemeinsam ist vieles leichter.