Telemedizin – wann sie sinnvoll ist und wie sie funktioniert

Unter dem Begriff Telemedizin versteht man die medizinische Versorgung über eine räumliche Distanz hinweg – mithilfe digitaler Technologien. Dies kann zum Beispiel ein Videogespräch mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt sein, die Übertragung von EKG-Daten an ein Krankenhaus oder eine digitale Rezeptausstellung. Ziel ist es, medizinische Leistungen ortsunabhängig und in der Regel schneller verfügbar zu machen. Das spart Ressourcen und Zeit.

Telemedizin wird durch sichere Plattformen und eine verschlüsselte Datenübertragung ermöglicht. Dadurch ist der Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten gewährleistet. 

Ein typischer telemedizinischer Ablauf sieht wie folgt aus:

1. Terminvereinbarung: Sie buchen online einen Termin bei einer Praxis oder einem telemedizinischen Dienstleister.
2. Anamnese: Vor dem Gespräch füllen Sie gegebenenfalls einen Fragebogen zu Ihren Beschwerden aus.
3. Videokonsultation: Zum vereinbarten Termin findet ein Gespräch per Video statt. Der Arzt beziehungsweise die Ärztin stellt Ihnen Fragen, beurteilt Symptome und gibt Empfehlungen.
4. Behandlung und Verordnung: Falls notwendig, erhalten Sie eine Krankschreibung oder ein digitales Rezept
5. Nachsorge: Bei Bedarf erfolgt eine weitere Konsultation oder ein Verweis an eine fachärztliche Praxis vor Ort.

Wichtig: Telemedizin ersetzt nicht jede persönliche Untersuchung. Sie ergänzt die klassische Versorgung sinnvoll, wo es möglich und medizinisch vertretbar ist.

Telemedizin eignet sich besonders für bestimmte Situationen und Patientengruppen. Hier einige Beispiele:

Akute, aber unkomplizierte Beschwerden

Bei Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Hautausschlägen kann eine Videokonsultation ausreichend sein, um eine erste Einschätzung und Behandlung zu erhalten. Meistens geht es den Patienten hier lediglich um eine ärztliche Einschätzung, eine Krankschreibung oder um ein Rezept für eventuelle Medikamente. Das ist mit Telemedizin möglich und spart den Weg in die Praxis.

Chronische Erkrankungen

Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma profitieren von regelmäßigen Kontrollen, die bequem von zu Hause erfolgen können – inklusive Datenübermittlung von Messwerten. Besonders bei regelmäßigen Kontrollen kann vor allem Fahrzeit gespart werden.

Psychotherapeutische Gespräche

Gerade in der Psychotherapie hat sich die Online-Sitzung bewährt – für viele Menschen ist die Hemmschwelle niedriger, und der Zugang wird dadurch vereinfacht. Zudem kann so psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden, egal an welchem Ort man sich gerade befindet. Das kann vor allem nach einem Umzug sinnvoll sein, um weiterhin mit der bereits vertrauten Fachkraft die Sitzungen fortführen zu können.

Rezept- oder Krankschreibungsverlängerung

Wenn keine körperliche Untersuchung notwendig ist, können Folgerezepte oder Krankmeldungen digital ausgestellt werden. Viele Praxen bieten inzwischen einen Online-Service an, über den der Rezeptwunsch geäußert werden kann.

Versorgung in ländlichen Regionen

Bei weiter Anreise zur nächsten fachärztlichen Praxis ist das telemedizinische Angebot besonders hilfreich. Telemedizin ist eine große Chance, um die ärztliche Versorgung in den ländlichen Gebieten weiter zu verbessern und zu garantieren.

Telemedizin bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Dazu zählen:

• Zeitersparnis: Keine langen Anfahrten oder Wartezeiten in der Praxis.
• Zugänglichkeit: Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder in abgelegenen Regionen erhalten Zugang zu medizinischer Beratung.
• Flexibilität: Termine sind oft kurzfristig und auch außerhalb regulärer Praxiszeiten verfügbar.
• Sicherheit: Gerade in Zeiten von Infektionswellen (z. B. Corona) minimiert Telemedizin unnötige Kontakte.
• Entlastung des Gesundheitssystems: Ärzte können effizienter arbeiten und mehr Patienten betreuen.

Ja – nicht jede Erkrankung eignet sich für eine telemedizinische Behandlung. In folgenden Fällen ist ein direkter Praxisbesuch meist unumgänglich:

• Akute Notfälle: Herzbeschwerden, Schlaganfallverdacht oder starke Schmerzen müssen sofort vor Ort oder in der Klinik behandelt werden.
• Unklare Diagnosen: Wenn eine körperliche Untersuchung oder ein Labortest notwendig ist.
• Bestimmte Fachgebiete: In der Orthopädie oder Gynäkologie ist der persönliche Kontakt oft unerlässlich.

Außerdem sind bei der Telemedizin ein stabiler Internetzugang und etwas technisches Verständnis notwendig. Für ältere oder technisch wenig versierte Personen kann das eine Hürde darstellen.

Datenschutz und Sicherheit stehen bei Telemedizin an oberster Stelle. In Deutschland dürfen nur zertifizierte Anbieter telemedizinische Leistungen anbieten, die hohe Datenschutzstandards einhalten. Dazu gehören unter anderem:

• Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Videoverbindung
• DSGVO-konforme Speicherung von Patientendaten
• Identitätsprüfung vor Ausstellung von Rezepten oder Krankmeldungen

Sie sollten stets darauf achten, nur vertrauenswürdige Plattformen zu nutzen und Anbieter mit medizinischer Zulassung zu wählen.