Blasenentzündung: Ursachen, Vorbeugung und Umgang mit chronischen Beschwerden
19.11.2024 • 10 Minuten Lesedauer
Jede zweite Frau leidet mindestens einmal im Leben unter einer Blasenentzündung (Zystitis). Die kann sehr qualvoll sein: Zu den Symptomen gehören Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Blase oder sogar Blut im Urin. Dagegen hatte nur etwa jeder zehnte Mann schon einmal eine Harnwegsinfektion.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu akuten Blasenentzündungen sowie zur Problematik der chronischen Blasenentzündung. Zudem finden Sie hier hilfreiche Tipps zur Vorbeugung und Informationen rund um die Impfung gegen Blasenentzündung.
Inhalt
- Was ist eine Blasenentzündung und wie entsteht sie?
- Welche Symptome treten bei einer Blasenentzündung auf und wie können Sie diese behandeln?
- Akute Blasentzündung: Einzelfälle und Risikofaktoren
- Chronische Blasenentzündungen: Wenn die Infektion wiederkehrt
- Tipps zur Vorbeugung chronischer Blasenentzündungen
- Impfung gegen Blasenentzündung: Eine Lösung?
- Fazit: Vorsicht und Prävention sind entscheidend
Was ist eine Blasenentzündung und wie entsteht sie?
Eine Blasenentzündung ist eine Entzündung der Blasenschleimhaut, die zu 95 Prozent durch Bakterien verursacht wird. Meist sind Escherichia coli (E. coli) die Übeltäter. Sie sind Teil unserer natürlichen Darmflora und gelangen von dort in die Harnröhre und weiter in die Blase. Da die Harnröhre und der Darmausgang bei Frauen näher beieinander liegen als bei Männern, sind Frauen häufiger betroffen. Hinzu kommt, dass die Harnröhre einer Frau mit nur vier Zentimetern deutlich kürzer ist als die eines Mannes mit 20 Zentimetern. Bakterien finden ihren Weg in die Blase einer Frau deutlich schneller, vermehren sich und setzen sich in der Blasenwand fest. Die Blasenentzündung bricht aus.
Welche Symptome treten bei einer Blasenentzündung auf und wie können Sie diese behandeln?
Haben die Bakterien eine Entzündung in Ihrer Blase ausgelöst, treten zumeist folgende Symptome auf:
- Starkes Brennen beim Wasserlassen, da die Blase beim Urinieren krampft
- Dauerhafte Schmerzen im Unterbauch
- Blut im Urin (leicht bis stark rosafarben)
- Häufiger Harndrang bei wenigen Urinmengen
- Trüber und unangenehm riechender Urin (ausgelöst durch Bakterien)
Eine unkomplizierte Blasenentzündung – das sind mehr als 80 Prozent der Fälle – ist gut behandelbar. Suchen Sie Ihre hausärztliche, gynäkologische oder urologische Praxis auf. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen Ibuprofen gegen die akuten Schmerzen sowie bei Bedarf ein Antibiotikum oder pflanzliche Mittel verschreiben. Ganz wichtig: Trinken Sie viel! Die aufgenommene Flüssigkeit verdünnt den Urin und verringert dadurch die Konzentration der Bakterien und gleichzeitig die Schmerzen beim Wasserlassen. Durch häufiges Wasserlassen werden sie herausgespült. Meiden Sie möglichst Fruchtsäfte, Softdrinks, Milchgetränke und Alkohol. Greifen Sie lieber zu Tee und Wasser. Außerdem wirken Wärmflaschen entkrampfend. Auch pflanzliche Mittel können helfen, sodass eine Behandlung durch Antibiotika eventuell gar nicht notwendig ist.
Eine weniger bekannte, aber äußerst wirksame Behandlungsmöglichkeit bei Blasenentzündungen ist der Einsatz von D-Mannose. Dieser natürliche Zucker bindet sich an die feinen Härchen der Bakterien, umhüllt sie und neutralisiert deren Fähigkeit, sich an die Blasenschleimhaut anzuheften. Die gebundenen Bakterien werden einfach mit dem Urin ausgeschieden. Gut zu wissen: D-Mannose wirkt auch bei bereits haftenden Bakterien, da sich diese während ihrer „Wanderung“ zeitweise von der Blasenwand lösen. D-Mannose gibt es in Pulver-Form, welches in Wasser gelöst wird, oder in Tablettenform.
Verschwindet die Blasenentzündung nach etwa einer Woche nicht, suchen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt erneut auf. Eine unbehandelte Blasenentzündung kann sich zu einer schmerzhaften Nierenbeckenentzündung entwickeln!
Tipp
Stellen Sie sich für alle 30 Minuten einen Timer und trinken Sie dann ein großes Glas Wasser. So vergessen Sie das Trinken nicht und spülen die Blase gut durch.
Akute Blasentzündung: Einzelfälle und Risikofaktoren
Akute Blasenentzündungen treten spontan auf und können durch bestimmte Verhaltensweisen oder Umstände begünstigt werden. Dazu gehören:
Unterkühlung:
Kalte Temperaturen können die Durchblutung im Beckenbereich reduzieren, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht. Achten Sie darauf, Ihren Beckenbereich besonders in der kalten Jahreszeit warmzuhalten und vermeiden Sie es, auf kalten Flächen zu sitzen.
Falsche Intimhygiene:
Eine übertriebene Reinigung des Intimbereichs kann die natürliche Barrierefunktion der Haut stören und Bakterien den Zugang zur Blase erleichtern. Generell gilt: weniger ist mehr. Milde Duschgels oder Intim-Waschlotionen – ohne Duftstoffe! – sollten Sie, wenn überhaupt, nur äußerlich anwenden. Um die Hautfalten der Schamlippen zu reinigen, reicht warmes Wasser normalerweise völlig aus. Auf zarten Schleimhäuten und in der Scheide haben Tenside nichts zu suchen, da sie die natürliche Scheidenflora zerstören. Wichtig für Frauen: Immer von vorne nach hinten abputzen. So vermeiden Sie es, Ihre eigenen Darmbakterien in Richtung Ihrer Harnröhre zu wischen.
Sexuelle Aktivität:
Die sogenannte "Honeymoon-Zystitis" tritt in Folge von Geschlechtsverkehr auf und betrifft meistens junge, sexuell aktive Frauen. Die Ursache: Beim Geschlechtsverkehr gelangen Bakterien in die Harnröhre. Das ist normal und lässt sich kaum verhindern. Es kann jedoch hilfreich sein, direkt nach dem Sex auf Toilette zu gehen, um die Bakterien aus der Harnröhre zu spülen, bevor sie über die Harnröhre in die Blase wandern können.
Hier erfahren Sie mehr zum Thema „Safer Sex“!
Chronische Blasenentzündungen: Wenn die Infektion wiederkehrt
Einige Frauen haben immer wieder mit einer Infektion zu kämpfen. Von einer chronischen oder wiederkehrenden Blasenentzündung spricht man, wenn diese mehr als dreimal im Jahr auftritt.
Ursachen für chronische Blasenentzündungen:
Die Ursachen für chronische Blasenentzündungen sind vielfältig. Häufige Auslöser können sein:
- Unvollständige Behandlung: Wenn eine akute Blasenentzündung nicht vollständig ausgeheilt ist, können Bakterien in der Blase verbleiben und erneut eine Infektion auslösen.
- Anatomische Probleme: In seltenen Fällen erhöhen anatomische Besonderheiten wie eine verengte Harnröhre das Risiko für wiederkehrende Infektionen.
- Schwaches Immunsystem: Frauen mit einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger für chronische Infektionen.
Tipps zur Vorbeugung chronischer Blasenentzündungen
Frauen, die unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, leben zumeist in ständiger Angst vor der nächsten Infektion. Diese Angst ist psychisch belastend und löst Stress aus. Im Extremfall kann dieser sogar den Ausbruch von Blasenentzündungen begünstigen - eine Endlosschleife beginnt.
Hier finden Sie Tipps, wie Sie mit Ihren Ängsten umgehen können.
Gut zu wissen: Es gibt einige Möglichkeiten, um wiederkehrenden Blasenentzündungen vorzubeugen.
1. Ausreichend Flüssigkeit
So banal es klingen mag: Regelmäßiges Trinken (mindestens 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag) ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Es verdünnt den Urin und hilft dabei, Bakterien auszuschwemmen. Blasen-und-Nieren-Tees sowie Tees mit dem Inhaltsstoff D-Mannose wirken unterstützend.
2. Pflanzliche Medikamente/Nahrungsergänzungsmittel
Cranberrys gehören zu den wirksamsten natürlichen Helfern gegen Blasenentzündungen. Studien deuten darauf hin, dass Cranberry-Produkte dazu beitragen können, das Anhaften von Bakterien an der Blasenschleimhaut zu verhindern. Tabletten mit Cranberry-Extrakt gibt es in Drogeriemärkten, Apotheken und online. Auch Kombi-Präparate mit Cranberry-Extrakt und D-Mannose eignen sich für eine tägliche Einnahme.
Ergänzend hilft die regelmäßige Einnahme von Vitamin C dabei, das Immunsystem zu stärken. Ebenso können spezielle pflanzliche Mittel täglich präventiv eingenommen werden.
3. Nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren
Der Gang zur Toilette direkt nach dem Sex kann Bakterien daran hindern, überhaupt erst in die Blase zu gelangen. Achten Sie darauf, auch nach dem Geschlechtsverkehr viel zu trinken, um die Blase durchzuspülen. Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen reicht ein einmaliges Wasserlassen oft nicht aus, um eine Blasenentzündung zu vermeiden.
Präventiv kann es auch helfen, direkt nach dem Sex eine "extra Dosis" D-Mannose und Cranberry Extrakt zu sich zu nehmen, damit die Blase zusätzlich gestärkt wird.
Impfung gegen Blasenentzündung: Eine Lösung?
Eine vielversprechende Methode gegen chronische Blasenentzündungen ist die Impfung. Es handelt es sich dabei um eine Immuntherapie, die darauf abzielt, die körpereigene Abwehr gegen die verursachenden Bakterien zu stärken.
Wie wirkt die Impfung?
Die Impfung besteht aus inaktivierten Bakterien, die typischerweise für Blasenentzündungen verantwortlich sind. Diese werden entweder oral (Uro-Vaxom) oder in Form einer Spritze (StroVac) verabreicht. Der Körper entwickelt eine Immunantwort, sodass die Bakterien bei einem erneuten Kontakt besser abgewehrt werden können.
Wirksamkeit und Fakten zur Impfung:
Die Impfung gegen Blasenentzündung ist nicht für jeden geeignet und wird vor allem Frauen empfohlen, die mehr als drei Blasenentzündungen pro Jahr haben. Studien zeigen, dass die Impfung bei rund 50-70 Prozent der Betroffenen die Häufigkeit der Infektionen signifikant reduziert. Die Behandlung erfolgt meist über mehrere Monate und wird in regelmäßigen Abständen wiederholt, um eine dauerhafte Immunität aufzubauen.
Es ist wichtig, die Impfung mit einer Ärztin oder einem Arzt zu besprechen, um mögliche Risiken und Nebenwirkungen zu kennen und abzuwägen.
Wollen Sie mehr zum Thema Impfen erfahren? Dann klicken Sie hier!
Fazit: Vorsicht und Prävention sind entscheidend
Blasenentzündungen sind vor allem bei Frauen ein weitverbreitetes Problem. Während akute Blasenentzündungen in der Regel gut behandelbar sind, können chronische Blasenentzündungen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Durch eine Kombination aus Prävention, richtiger Hygiene und in manchen Fällen auch medizinischen Maßnahmen wie einer Impfung lässt sich die Häufigkeit der Infektionen jedoch deutlich reduzieren.
Wenn Sie unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, sollten Sie nicht zögern, eine urologische Praxis aufzusuchen, um eine individuelle Lösung für Ihre Beschwerden zu finden.