Nachtschreck – Wenn die Nacht zur Belastung wird

Der Nachtschreck ist eine Form der sogenannten Parasomnien. Das sind Schlafstörungen, die durch ungewöhnliche Verhaltensweisen, Emotionen oder Wahrnehmungen im Schlaf gekennzeichnet sind. Dabei tritt der Nachtschreck typischerweise in der ersten Hälfte der Nacht auf, meist ein bis vier Stunden nach dem Einschlafen.

Während eines Nachtschrecks schrecken Betroffene plötzlich aus dem Schlaf hoch, schreien laut, haben einen angsterfüllten Gesichtsausdruck und sind nicht ansprechbar. Oft zeigen sie starke körperliche Reaktionen wie Schwitzen oder Herzrasen, haben weit geöffnete Augen und schlagen sogar um sich. Aus medizinischer Sicht ist ein Nachtschreck jedoch harmlos. Nach wenigen Minuten beruhigt sich die Situation meist von selbst – das Kind oder der Erwachsene schläft einfach weiter und kann sich am nächsten Morgen an nichts erinnern.

Vom Nachtschreck sind am häufigsten Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren betroffen. Bei Kindern über sechs Jahren kommt er gelegentlich vor und Erwachsene sind sehr selten betroffen.

Viele verwechseln den Nachtschreck mit Albträumen oder Schlafwandeln – doch es gibt klare Unterschiede.

Nachtschreck oder Albtraum?

• Albträume treten in der REM-Schlafphase auf – meist in der zweiten Nachthälfte. REM steht für „Rapid Eye Movement” und bezeichnet die Schlafphase, in der die meisten Träume stattfinden.

• Betroffene können sich nach dem Aufwachen häufig detailliert an den Traum erinnern.

• Kinder wachen meist vollständig auf und suchen Trost.

Beim Nachtschreck hingegen fehlt die bewusste Wahrnehmung – die Person wirkt wach, ist es aber nicht.

Nachtschreck oder Schlafwandeln?

• Schlafwandeln tritt oft in der gleichen Schlafphase wie der Nachtschreck auf.

• Beim Schlafwandeln bewegen sich die Betroffenen ruhig, oft zielgerichtet. 

Beim Nachtschreck hingegen ist das Verhalten panisch, unkoordiniert und angsterfüllt.

Die genauen Ursachen des Nachtschrecks sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Einflussfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für eine Episode erhöhen können:

• Unreife des Nervensystems: Besonders bei kleinen Kindern gilt dies als Hauptgrund. Das Gehirn ist noch nicht in der Lage, die Übergänge zwischen den Schlafphasen reibungslos zu steuern.

• Genetische Veranlagung: In vielen Familien gibt es eine Häufung von Parasomnien, inklusive Nachtschreck oder Schlafwandeln.

• Stress und emotionale Belastung: Aufregende Tage, Veränderungen im Alltag oder seelischer Stress können Auslöser sein. 

• Fieberhafte Infekte: Auch körperliche Erkrankungen, vor allem Fieber, können Nachtschreck-Episoden fördern.

• Übermüdung: Zu wenig oder unregelmäßiger Schlaf begünstigt das Auftreten.

• Stimulanzien: Bestimmte Medikamente oder auch ein zu hoher Medienkonsum am Abend können eine Rolle spielen.

Der Nachtschreck kann für Angehörige sehr belastend sein – besonders, wenn das Kind immer wieder betroffen ist. Doch es gibt Strategien, die helfen, die Situation zu entschärfen.

1. Ruhe bewahren
   Auch wenn es schwerfällt: Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Sprechen Sie Ihr Kind sanft an, versuchen Sie aber nicht, es zu wecken oder festzuhalten – das kann die Situation verschlimmern und im Schlagen und Treten enden. Zudem sind Kinder nach dem Aufwecken verwirrt und orientierungslos und das Wiedereinschlafen ist erschwert.
   
   
2. Sicherheitsmaßnahmen treffen
   Schützen Sie Ihr Kind oder sich selbst vor Verletzungen – sichern Sie zum Beispiel Fenster, polstern Sie Möbelkanten und verriegeln Sie Türen. Wenn der Nachtschreck häufig auftritt, ist es ratsam, die Umgebung des Schlafplatzes besonders sorgfältig zu überprüfen. Bei kleinen Kindern ist ein Bettgitter sinnvoll, damit das Kind nicht aus dem Bett fallen kann.
   
   
3. Auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus achten
   Ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus kann helfen, den Schlaf zu stabilisieren. Auch Einschlafrituale fördern die innere Ruhe vor dem Zubettgehen.
   
   
4. Stress minimieren
   Sorgen Sie für eine ruhige Abendgestaltung. Es ist wichtig, dass das Kind vor dem Schlafengehen zur Ruhe kommt. Vermeiden Sie die Nutzung von Geräten mit Bildschirm, Konflikte oder Aufregung. Entspannungsübungen, Vorlesen oder ruhige Musik können dagegen hilfreich sein.

In den meisten Fällen ist der Nachtschreck kein Grund zur Sorge und verliert sich mit dem Älterwerden von selbst. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine medizinische oder psychotherapeutische Abklärung sinnvoll ist:

• Die Episoden treten sehr häufig oder intensiv auf (mehrmals pro Woche).

• Ihr Kind oder Sie selbst haben sich dabei verletzt oder es bestand die Gefahr.

• Der Nachtschreck tritt erstmalig im Jugend- oder Erwachsenenalter auf. 

• Es zeigen sich tagsüber auffällige Symptome, wie zum Beispiel starke Ängste, Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit.

• Die Abklärung anderer Schlafstörungen wie zum Beispiel Epilepsie erscheint notwendig.

In solchen Fällen kann eine Nacht im Schlaflabor oder ein Gespräch mit einem Kinderarzt, Neurologen oder Psychotherapeuten sinnvoll sein.

Grundsätzlich ist der Nachtschreck nicht bedenklich. Leidet Ihr Kind jedoch regelmäßig daran, können Sie einige Dinge ausprobieren, um dem Nachtschreck vorzubeugen. 

Wichtig ist vor allem ausreichend Schlaf in guter Qualität. Besonders für Kinder sind geregelte Schlafenszeiten wichtig. Wenn Ihr Kind einen besonders anstrengenden Tag hatte oder Sie merken, dass es morgens meist sehr müde aufwacht, dann bringen Sie es früher ins Bett, damit es genug Schlaf bekommt. Gestalten Sie die Zeit vor dem Schlafengehen so ruhig wie möglich. Elektronische Medien sollten mindestens eine Stunde vor der Schlafenszeit tabu sein. Einschlafrituale wie Vorlesen oder das Singen von Schlafliedern können Ihr Kind dabei unterstützen, zur Ruhe zu kommen. 

Doch auch die Erlebnisse am Tag spielen eine Rolle. Genauso wichtig wie geregelte Schlafenszeiten ist ein geregelter Tagesablauf mit ausreichend Bewegung.

Auch wenn der Nachtschreck auf Eltern oder Partner zunächst schockierend wirken kann: In den allermeisten Fällen ist er ungefährlich und ein vorübergehendes Phänomen. Mit Geduld, Verständnis und Ruhe können Sie Ihrem Kind oder sich selbst helfen, besser durch die Nacht zu kommen. Gut zu wissen: Sie sind nicht allein – viele Familien erleben Ähnliches.

Sollten die nächtlichen Episoden Sie dennoch sehr belasten oder sich weitere Symptome zeigen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.