Faszientraining: Wie Sie Ihr Bindegewebe stärken und Verspannungen lösen können

Das Fasziengewebe besteht aus verschiedenen Faserarten, die mal elastisch und dehnbar, mal fester und strukturierter sind. Kollagenfasern verleihen Stabilität, während Elastinfasern für Flexibilität sorgen. Wenn die Faszien gut funktionieren, erleichtern sie Ihnen die Bewegung und halten das Bindegewebe geschmeidig. Doch Bewegungsmangel, Stress und zu wenig Flüssigkeitszufuhr können dazu führen, dass das Gewebe verklebt oder sogar brüchig wird.

Neben ihrer strukturellen Funktion spielen Faszien eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, bei der Immunabwehr und sogar in der Schmerzregulation. Sie speichern physische Belastungen und emotionale Spannungen und fungieren als „Körpergedächtnis“. Wenn das Fasziengewebe durch Stress, unvorteilhafte, zu wenige oder einseitige Bewegungen belastet wird, kann es zu Verspannungen und Schmerzen kommen. Ein effektives Faszientraining hilft, Verklebungen zu lösen, Verspannungen abzubauen und Ihre Beweglichkeit zu verbessern.

Beim Faszientraining werden vier zentrale Techniken angewendet, um Ihr Bindegewebe zu lockern und zu stärken:

1. Myofasziale Selbstmassage: Mithilfe einer Faszienrolle oder eines Faszienballs können Sie Verspannungen lösen und die Durchblutung anregen. Diese Selbstmassage hilft dabei, alte Gewebsflüssigkeit aus den Faszien zu pressen, damit frische Flüssigkeit nachströmen kann.
2. Dehnen langer faszialer Ketten: Durch gezieltes Dehnen werden Ihre Faszien geschmeidiger und flexibler, was besonders die Beweglichkeit fördert.
3. Fasziale Elastizität: Faszien sollten nicht nur dehnbar sein, sondern auch die Fähigkeit besitzen, wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren. Das sogenannte „Rebound Elasticity“ verbessert diese Eigenschaft.
4. Körperwahrnehmung verbessern: Das bewusste Wahrnehmen und Aktivieren der Faszien stärken nicht nur Ihre Muskulatur, sondern auch Ihr Bewusstsein für den eigenen Körper.

Mit einer Faszienrolle oder einem Faszienball können Sie ganz leicht zu Hause trainieren. Die Übungen sind simpel und benötigen wenig Equipment – eine Yoga- oder Sportmatte reicht oft schon aus. Hier sind einige Übungen, die Sie in Ihren Alltag integrieren können:

1. Oberer Rücken: Legen Sie sich auf den Boden, platzieren Sie die Faszienrolle unterhalb Ihrer Schulterblätter und heben Sie den Po an. Rollen Sie durch Beinarbeit – eine Wohltat für verspannte Rückenmuskeln!
2. Wade: Setzen Sie sich hin, strecken Sie die Beine aus und platzieren Sie die Rolle unter Ihrer Wade. Nun heben Sie den Po an und rollen sanft über die Faszien. Das lockert die Muskulatur und beugt Verhärtungen vor.
3. Gesäß: Setzen Sie sich direkt auf die Faszienrolle und stützen Sie sich mit den Händen ab. Mithilfe Ihrer Füße rollen Sie den Gesäßmuskel aus – perfekt nach einem langen Tag im Sitzen!

Weitere Übungen mit dem Faszienball finden sie hier.

Auch wenn Faszientraining viele Vorteile hat, gibt es Situationen, in denen Sie vorsichtig sein sollten. Bei akuten Verletzungen, Entzündungen oder nach Operationen ist es ratsam, vorher Rücksprache mit Ihrer ärztlichen oder physiotherapeutischen Praxis zu halten. Ebenso sollten Sie während der Schwangerschaft oder bei bestimmten Erkrankungen wie Rheuma, Bandscheibenschäden oder Krampfadern vorsichtig sein.

Faszientraining ist mehr als nur eine Modeerscheinung. Es kann langfristig zu einer verbesserten Beweglichkeit, einer höheren Regenerationsfähigkeit und einer besseren Körperwahrnehmung beitragen. Ob Sie Schmerzen lindern, Ihre Flexibilität verbessern oder einfach ein geschmeidigeres Körpergefühl entwickeln möchten – mit regelmäßigen Übungen können Sie viel erreichen. Also schnappen Sie sich Ihre Faszienrolle und bringen Sie Ihr Bindegewebe auf Trab!