Sauerteig: Warum die älteste Brotsorte der Welt gerade den größten Hype erlebt
03.12.2025 • 6 Minuten Lesedauer
Sauerteig erlebt derzeit ein beeindruckendes Comeback. Auf Social Media wird er gefeiert, in Hobbyküchen experimentiert und in Cafés wird Sauerteigbrot längst als Premium-Produkt verkauft. Doch worauf beruht dieser Trend? Handelt es sich nur um einen kulinarischen Hype oder stecken tatsächlich gesundheitliche und nachhaltige Vorteile dahinter? Im Folgenden zeigen wir, warum Sauerteig schon seit Jahrtausenden geschätzt wird, welche Vorteile die Fermentation für unsere Gesundheit hat kann und weshalb sich immer mehr Menschen dem „Sauerteig-Lifestyle“ widmen.
Inhalt
- Was genau ist Sauerteig? Ein natürliches Ferment mit Tradition
- Warum ist Sauerteig gerade so beliebt? Fünf Gründe für den aktuellen Trend
- Ist Sauerteig gesund?
- Selbst ansetzen: Ein Trend für die eigene Küche
- Darum passt Sauerteig perfekt zum modernen Lebensstil
- Ein Trend, der Körper, Kopf und Klima guttut
- Backen mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Sauerteigbrot selbst zu backen ist einfacher als gedacht
Was genau ist Sauerteig? Ein natürliches Ferment mit Tradition
Sauerteig ist ein lebender Teig aus Mehl und Wasser. Durch die natürliche Fermentation wilder Hefen und Milchsäurebakterien entsteht ein Triebmittel, das den Teig lockert, ihm ein komplexes Aroma verleiht und für eine saftige, elastische Krume sorgt.
Der große Unterschied zu normalen Hefeteigen besteht darin, dass beim Sauerteig die Zeit arbeitet. Während industrielles Brot meist in weniger als einer Stunde hergestellt wird, ruht Sauerteig mehrere Stunden oder sogar Tage. Das sorgt für besondere geschmackliche Tiefe und eine längere Haltbarkeit. Doch Sauerteig ist nicht nur ein kulturhistorisches Produkt – er ist ein Ergebnis jahrtausendealter Erfahrung und heute aktueller denn je.
Warum ist Sauerteig gerade so beliebt? Fünf Gründe für den aktuellen Trend
1. Natürlich, ursprünglich und damit voll im Zeitgeist
Viele Menschen sehnen sich nach naturbelassenen Lebensmitteln. Sauerteig kommt ohne künstliche Zusatzstoffe aus und braucht keine industriellen Enzyme oder Backhilfsmittel. Das passt perfekt in Zeiten, in denen die Zutatenlisten oft unübersichtlich lang sind. Der Wunsch nach mehr Transparenz in der Ernährung spielt dem Sauerteigtrend in die Karten.
2. Besser verträglich durch Fermentation
Die lange Gärzeit sorgt dafür, dass komplexe Kohlenhydrate und schwer verdauliche Bestandteile im Mehl abgebaut werden. Ebenso wird die Phytinsäure reduziert, die die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe hemmt. Viele Menschen berichten, dass Sauerteigbrot leichter verdaulich ist, weniger Blähungen verursacht und länger sattmacht. Obwohl jede Person individuell reagiert, ist die Bekömmlichkeit ein zentraler Grund dafür, dass Sauerteigbrot gerade bei ernährungsbewussten Gruppen so beliebt ist.
3. Sauerteig schmeckt – und das richtig gut
Der Trend hängt mit Genuss zusammen. Sauerteigbrote entwickeln eine tiefe Aromatik, die von mild-säuerlich bis nussig und würzig reicht. Durch die lange Ruhezeit entfalten sich natürliche Geschmacksstoffe, die man bei vielen schnellen Backwaren vergeblich sucht. Gleichzeitig bleibt Sauerteigbrot länger frisch und trocknet weniger schnell aus.
4. Ein entschleunigendes Hobby in hektischen Zeiten
Sauerteig braucht Pflege: füttern, ruhen lassen, beobachten. Viele Menschen empfinden das als achtsames Ritual im oftmals hektischen Alltag. Das „am Leben halten“ des Sauerteigs wird zur kleinen Routine, die Struktur gibt. Zusätzlich kommt der kreative Aspekt dazu: Jede Teigführung ist ein Experiment, jedes Brot ein Unikat.
5. Nachhaltigkeit im Fokus
Da Sauerteig vielseitig einsetzbar ist, länger haltbar bleibt und weniger Hefe benötigt, passt er perfekt in den Trend zu nachhaltigem, ressourcenschonendem Konsum. Selbst angesetzter Sauerteig spart zudem Verpackung, reduziert Lebensmittelverschwendung und bringt eine gewisse Selbstwirksamkeit mit sich. Man hat nämlich etwas Eigenes geschaffen.
Ist Sauerteig gesund?
Auch wenn Sauerteig keine Wunderwirkung hat, bietet er einige ernährungsphysiologische Vorteile, die ihn zu einem interessanten Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung machen.
- Bessere Mineralstoffverfügbarkeit
Durch die lange Fermentation wird Phytinsäure abgebaut. Diese verhindert normalerweise, dass Mineralstoffe wie Magnesium, Zink oder Eisen optimal aufgenommen werden können.
- Stabilerer Blutzuckerspiegel
Sauerteig kann den glykämischen Index von Brot senken, sodass die Kohlenhydrate langsamer ins Blut übergehen. Das sorgt für eine gleichmäßigere Energieversorgung.
- Längere Sättigung
Durch die Struktur des Brotes und die langsame Verdauung macht Sauerteigbrot oft länger satt und hilft, Heißhunger zu vermeiden.
- Weniger Zusatzstoffe
Viele Brote aus dem Supermarkt enthalten Emulgatoren, Enzyme oder andere Zusätze. Sauerteig besteht hingegen nur aus nur zwei Zutaten, wenn man Salz nicht mitzählt.
- Möglicher positiver Einfluss auf das Darmmikrobiom
Die Milchsäurebakterien im Sauerteig selbst überleben zwar nicht den Backprozess, aber die Fermentationsprodukte können einen positiven Effekt auf die Verdauung haben.
Beachten Sie bitte, dass Sauerteigbrot Kohlenhydrate enthält und wie alle Brotsorten in normalen Portionsgrößen genossen werden sollte.
Selbst ansetzen: Ein Trend für die eigene Küche
Ein Sauerteig lässt sich erstaunlich unkompliziert selbst herstellen. Am ersten Tag mischen Sie Mehl und Wasser in einem Glas miteinander – das wird Ihr sogenannter Starter. In den nächsten Tagen "füttern” Sie den Teig mit gleichen Teilen Mehl und warmen Wasser, rühren ihn um und lassen die Mischung ruhen. Nach etwa einer Woche ist der Teig aktiv und einsatzbereit.
Dann beginnt der kreative Teil. Sie können nicht nur Brot, sondern auch Pizza, Pancakes, Waffeln, Brötchen, Focaccia oder sogar Kekse mit Sauerteiganteil backen. Die Möglichkeiten sind riesig und viele Rezepte sind überraschend anfängerfreundlich.
Darum passt Sauerteig perfekt zum modernen Lebensstil
Sauerteig ist mehr als ein Backtrend. Er vereint soziale, psychologische und ökologische Aspekte.
Community-Gedanke
In Internetforen, auf Instagram oder TikTok tauschen sich viele zum Thema Brotbacken aus, geben Tipps oder zeigen ihre Backergebnisse. Dieses Miteinander stärkt den Trend zusätzlich.
Selbstwirksamkeit und Mental Health
Etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, es wachsen zu sehen und am Ende ein Brot zu haben, kann emotional sehr glücklich machen.
Werteorientierter Konsum
Regional, natürlich und traditionell – Sauerteig erfüllt viele Bedürfnisse einer bewussteren Konsumkultur.
Bleibt der Sauerteig-Hype? Wahrscheinlich ja.
Viele Ernährungstrends flammen auf und verschwinden wieder. Aber Sauerteig besitzt Eigenschaften, die ihn langfristig attraktiv machen. Er kombiniert Gesundheit und Genuss, passt in nachhaltige Lebensstile, bietet Raum für Kreativität, ist kostengünstig und verbindet Tradition mit Trendpotenzial. Alles deutet darauf hin, dass Sauerteig kein kurzfristiges Phänomen ist, sondern sich im Alltag vieler Menschen dauerhaft etabliert.
Ein Trend, der Körper, Kopf und Klima guttut
Der Sauerteig-Hype zeigt, wie stark der Wunsch nach natürlichen, entschleunigenden und vielseitigen Lebensmitteln ist. Sauerteig kann eine gesunde, bekömmliche und nachhaltige Alternative zu vielen industriellen Backwaren sein und gleichzeitig zu einem Hobby werden, das Freude bringt und den Alltag entschleunigt.
Ob aus gesundheitlichem Interesse, aus Neugier auf Fermentation oder einfach aus Liebe zu gutem Brot – Sauerteig bietet einen echten Mehrwert für Lifestyle und Wohlbefinden und hat den Hype absolut verdient.
Backen mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung
Sauerteigbrot liegt im Trend. Es ist aromatisch, bekömmlich und macht Spaß zu backen – selbst für Neulinge. Mit unserem Rezept gelingt dir ein saftiges, knuspriges Brot.
Rezept für ein Brot (circa 750 g):
Zutaten:
150 g aktiver Sauerteigstarter
500 g Weizenmehl (Typ 550) oder eine Mischung aus Weizen- und Dinkelmehl
300 ml lauwarmes Wasser
10 g Salz
Optional: 2–3 EL Körner oder Saaten (z. B. Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Sesam)
Zubehör:
Große Rührschüssel
Teigschaber oder Handrührgerät mit Knethaken
Gärkörbchen oder Schüssel mit bemehltem Tuch
Gusseiserner Topf oder ofenfeste Form mit Deckel
Schritt 1: Sauerteig vorbereiten
- Den Sauerteigstarter drei bis vier Stunden vor dem Backen aus dem Kühlschrank nehmen.
- Auf Raumtemperatur bringen.
- Falls nötig, den Starter füttern und blubbernd aktiv werden lassen.
Tipp: Ein aktiver Starter zeigt Blasen und riecht leicht säuerlich. Das ist ein gutes Zeichen, dass der Teig gut geht.
Schritt 2: Teig herstellen
- Mehl und Wasser in einer großen Schüssel grob vermengen.
- 30 Minuten ruhen lassen. Die sogenannte Autolyse sorgt für bessere Teigstruktur.
- Sauerteigstarter und Salz hinzufügen.
- Alles acht bis zehn Minuten kneten, bis ein geschmeidiger, leicht klebriger Teig entsteht.
Tipp: Hände leicht bemehlen, aber nicht zu viel – der Teig sollte etwas klebrig sein.
Schritt 3: Teig gehen lassen
- Den Teig abgedeckt bei Raumtemperatur drei bis vier Stunden gehen lassen.
- Alle 30 bis 60 Minuten den Teig dehnen und falten.
- Der Teig sollte sich sichtbar vergrößern und elastisch werden.
Tipp: Geduld zahlt sich aus – je länger die Fermentation, desto intensiver der Geschmack.
Schritt 4: Formen und gehen lassen
- Den Teig vorsichtig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche geben.
- Sanft zu einem Laib formen.
- In ein bemehltes Gärkörbchen oder eine Schüssel mit Tuch legen.
- Abgedeckt weitere ein bis zwei Stunden gehen lassen, bis der Teig deutlich aufgegangen ist.
Tipp: Wer mag, kann Samen oder Körner auf den Teig drücken, um eine dekorative Kruste zu erhalten.
Schritt 5: Backen
Ofen auf 250 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Gusseisernen Topf oder ofenfeste Form mit Deckel mit aufheizen.
- Den Teig vorsichtig in den heißen Topf geben.
- Mit einem scharfen Messer einschneiden, damit das Brot schön aufreißt.
- 20 Minuten mit Deckel backen.
- Deckel entfernen und weitere 25 bis 30 Minuten goldbraun backen.
Tipp: Sie möchten eine knusprige Brotkruste? Dann stellen eine kleine Schale gefüllt mit Wasser in den Ofen besprühen Sie den Teig vor dem Backen leicht mit Wasser.
Schritt 6: Abkühlen lassen
- Das Brot aus dem Ofen nehmen und auf einem Gitter vollständig abkühlen lassen.
- Erst anschneiden, wenn das Brot Raumtemperatur erreicht hat. Ansonsten verklebt das Brotinnere, die sognannte Brotkrume.
Variationen für dein Sauerteigbrot
Vollkornbrot: 200 g Vollkornmehl und 300 g Weißmehl verwenden.
Saatenbrot: 2 EL Sonnenblumenkerne, Leinsamen oder Sesam in den Teig kneten.
Kürbis- oder Rübenbrot: Gekochtes und püriertes Gemüse zu zehn bis 15 Prozent der Mehlmenge hinzufügen.
Gewürzbrot: Für einen besondere Geschmack etwas Fenchel, Kümmel oder Kräuter direkt in den Teig geben.
Sauerteigbrot selbst zu backen ist einfacher als gedacht
Mit etwas Geduld, einem aktiven Starter und den richtigen Tipps gelingt dir ein leckeres, bekömmliches Brot. Es eignet sich perfekt fürs Frühstück, als Snacks oder zum Abendbrot. Außerdem verbindet das Backen Genuss, Kreativität und Entschleunigung.