Im Fokus: Gesund durch den Herbst

Wenn die Sonnenstrahlen weniger werden, beginnt die Erkältungssaison. Dagegen kann sich jede und jeder Einzelne wappnen: indem man viel frische Luft tankt, sich ausreichend bewegt und die Abwehrkräfte mit vitaminreicher Ernährung stärkt. Vor gravierenden Infektionen wie Influenza oder COVID-19 bieten Impfungen den besten Schutz. Was man dazu jetzt wissen sollte.

Wenn bunte Blätter über Straßen und Wege tanzen und die Natur sich in Gold- und Rottöne hüllt, beginnt für einige die schönste Jahreszeit: der Herbst. Auf der anderen Seite kann graues Schmuddelwetter die Tage eintrüben, eisiger Wind um die Häuser jaulen und klamme Kälte in die Knochen kriechen. Schwankende Temperaturen und feuchte Luft fordern die Abwehrkräfte heraus, Erkältungen greifen um sich. Das kann Unternehmen durchaus belasten: Die meisten Fehltage gehen auf das Konto von Atemwegserkrankungen. Nach Daten der DAK kamen deshalb im vergangenen Jahr 398 Fehltage auf 100 Versicherte – mehr als aufgrund von Rückenschmerzen oder psychischen Erkrankungen.

Wer ein paar Tipps beherzigt, bleibt zwar nicht unbedingt von einer Erkältung verschont. Doch die Wahrscheinlichkeit, sich Schnupfen, Husten und Heiserkeit einzufangen, sinkt.

Ein starkes Immunsystem ist und bleibt die beste Verteidigung gegen eine Erkältungskrankheit. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung, vor allem an der frischen Luft. Essen Sie frisches Obst und Gemüse, die reich an Vitaminen und Antioxidantien sind, um Ihr Immunsystem zu unterstützen.

Spätestens seit der Coronapandemie wissen es alle: Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern, ist das Händewaschen. Waschen Sie deshalb Ihre Hände regelmäßig und gründlich mit Seife und warmem Wasser. Außerdem empfiehlt es sich, immer ein Handdesinfektionsmittel dabei zu haben.

Erkältungsviren verbreiten sich leicht über Tröpfcheninfektionen. An stark frequentierten Orten schadet es deshalb nicht, eine Atemmaske zu tragen. Wenn jemand in Ihrem Umfeld erkältet ist, versuchen Sie am besten, engen Kontakt zu vermeiden. Achten Sie auf Abstand und vermeiden Sie es, von erkälteten Personen angehustet oder angeniest zu werden. Wenn Beschäftigte aus Ihren Unternehmen erkältet sind, sollten sie ein paar Tage zu Hause bleiben, um Kollegen und Kolleginnen nicht anzustecken und vor allem schnell wieder gesund zu werden.

Sicher kennen Sie den Spruch: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. Wenn die Temperaturen sinken, sollten Sie in warme Kleidung schlüpfen, bevor Sie das Haus verlassen. Am besten kommen Sie im Zwiebel-Look durch die kalte Jahreszeit. Achten Sie außerdem besonders auf Kopf, Hände und Füße, da diese Körperteile oft am schnellsten auskühlen. Ein Schal hilft, Hals und Nacken vor Kälte zu schützen.

Stellen Sie sicher, dass Ihre Räume – zu Hause wie auf der Arbeit – gut gelüftet sind. Trockene Heizungsluft reizt die Schleimhäute in Mund und Nase. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Sie produzieren Schleim, der Staub, Bakterien und Viren einfängt und abtransportiert. Sind die Schleimhäute zu trocken, schaffen sie das nicht. Krankheitserreger können dann einfacher in den Körper eindringen. Lassen Sie deshalb regelmäßig frische, feuchte Luft herein. Auch Trinken hilft, die Schleimhäute feucht zu halten. Ein Luftbefeuchter kann dazu beitragen, die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen auf einem angenehmen Niveau zu halten. Alternativ können Sie eine Schale mit Wasser auf die Heizung stellen.

Stress kann das Immunsystem schwächen. Finden Sie Wege, um Stress abzubauen, sei es durch Spaziergänge in der Natur, körperliche Aktivitäten, Yoga, Meditation oder ein Hobby. In Unternehmen kann das betriebliche Gesundheitsmanagement dazu beitragen, die Mitarbeitenden vor Stress und daraus resultierenden Krankheiten zu schützen.

Kleiner Pieks – große Wirkung

Neben diesen Maßnahmen, die jede und jeder Einzelne individuell umsetzen kann, empfehlen sich Impfungen wie die Grippe- und die COVID-19-Impfung. Experten gehen davon aus, dass sich bei einer Influenza-Welle in Deutschland vier bis 16 Millionen Menschen anstecken und zwischen zwei und fünf Millionen krankschreiben lassen müssen. Die Symptome sind oft schwerwiegend und können sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Zudem kann eine Grippe eine Lungenentzündung, Bronchitis oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen. Bei betagten Menschen oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem kann sie sogar tödlich verlaufen. Allein in der Grippewelle 2017/18 verstarben etwa 25.100 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Influenza-Infektion.

Folgen einer Infektion können gravierend sein

Darüber hinaus kann es nach einer überstandenen Grippeinfektion zu anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung kommen, die als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) oder auch als Chronisches Erschöpfungssyndrom bezeichnet wird. Zwischen 250.000 und 300.000 Menschen in Deutschland sind daran erkrankt, unter ihnen 40.000 Kinder und Jugendliche. Aufgrund von COVID-19 könnte diese Zahl noch einmal steigen. „Ein erheblicher Teil der Verläufe des Post-COVID-Syndroms erfüllt die Diagnosekriterien für ME/CFS. In den nächsten Jahren muss deshalb mit einer Verdopplung der Zahl der ME/CFS-Betroffenen gerechnet werden“, schreibt Professorin Carmen Scheibenbogen von der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einer Studie vom Juli 2022.

Das chronische Erschöpfungssyndrom beeinträchtigt den Alltag der Betroffenen massiv. Viele können ihre Wohnung nicht mehr verlassen, verbringen den größten Teil ihrer Zeit im Bett und sind auf Pflege angewiesen. Schätzungsweise 60 Prozent sind nicht mehr arbeitsfähig. Sie müssen ihre beruflichen Pläne an den Nagel hängen, sind vielleicht sogar berufsunfähig. Dann können sie zwar eine Erwerbsminderungsrente beantragen – dennoch geraten viele in finanzielle Nöte und sind auf Sozialleistungen angewiesen.

Ihrer Arbeit weiterhin nachgehen können meist nur Menschen mit leichteren Symptomen. Allerdings kann es erforderlich sein, ihre Aufgaben, den Arbeitsplatz oder die Arbeitszeit anzupassen. Da sich die Betroffenen öfter krankmelden müssen, manchmal auch für mehrere Wochen, kann es hilfreich sein, den Umgang mit dem Arbeitgeber zu besprechen und Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen die Erkrankung und die damit verbundenen Einschränkungen zu erklären. Nach einer langen Krankschreibung gibt es Hilfestellungen wie die berufliche Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell.

Trotz der hohen Risiken, die mit einer Influenza-Infektion einhergehen, sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts die Impfquoten viel zu niedrig. So werden die Zielvorgaben der Europäischen Union, die eine Influenza-Impfquote von 75 Prozent bei älteren Menschen vorsehen, in Deutschland nicht annähernd erreicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung geschwächten oder chronisch kranken Menschen, Personen ab dem 60. Lebensjahr, Bewohnern und Bewohnerinnen von Alten- und Pflegeeinrichtungen, Schwangeren und Menschen, die beruflich viel mit anderen Kontakt haben.

Aller guten Dinge sind drei

Das Coronavirus zirkuliert nicht nur in den kalten Herbst- und Wintermonaten. Trotzdem nehmen derzeit die COVID-19-Erkrankungen wieder zu. Momentan ist die Variante EG.5 im Umlauf. „Eris“, wie sie auch genannt wird, ist eine Untervariante der bisher vorherrschenden Virusvariante Omikron. Um eine Basisimmunität aufzubauen, empfiehlt die STIKO gesunden Erwachsenen ab 18 Jahren eine Grundimmunisierung und eine Auffrischungsimpfung. Das gilt auch für Schwangere. Damit das Immunsystem eine Basisimmunität aufbaut, sollte es dreimal Kontakt mit dem Virus haben, sei es durch eine Impfung oder eine Infektion. Der Basisschutz fällt nach Einschätzung der STIKO dann am besten aus, wenn mindestens zwei dieser Kontakte durch eine Impfung erfolgt sind. Darüber hinaus empfiehlt die STIKO keine weiteren Auffrischungsimpfungen für gesunde Erwachsene bis zum Alter von 60 Jahren. Das heißt also: Wer dreimal Kontakt zu dem Virus hatte – davon mindestens zweimal durch eine Impfung – muss sich nicht noch einmal impfen lassen.

Gesunden Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen empfiehlt die STIKO mittlerweile keine COVID-19-Grundimmunisierung oder Auffrischungsimpfung mehr. Das liegt daran, dass die Erkrankung bei ihnen mittlerweile überwiegend mild verläuft, die jungen Patienten und Patientinnen nur sehr selten ins Krankenhaus müssen und Langzeitfolgen in dieser Altersgruppe ebenfalls selten sind.

Booster für gefährdete Personengruppen

Besonders gefährdeten Gruppen empfiehlt die STIKO weitere Auffrischungsimpfungen im Herbst. Dazu gehören

Personen ab 60 Jahren,
Säuglinge ab sechs Monaten mit relevanten Grundkrankheiten,
Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen aus Risikogruppen,
Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie
medizinisches und pflegendes Personal mit direktem Patientenkontakt.

Beim Robert Koch-Institut heißt es, dass die Auffrischungsimpfungen vorzugsweise im Herbst erfolgen sollten. Der Abstand zur Grundimmunisierung sollte mindestens sechs und zur letzten Auffrischungsimpfung zwölf Monate betragen.

Welche Impfstoffe stehen zur Verfügung?

Für Grundimmunisierung und Auffrischung gibt es verschiedene Impfstoffe, darunter die bekannten Vakzine von BioNTech/Pfizer, Moderna oder Novavax. Die an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepassten mRNA-Impfstoffe von Bion/Tech/Pfizer und Moderna hat die EU Ende August bzw. Mitte September 2023 zugelassen. Auch Novavax hat angekündigt, eine an XBB.1.5 angepasste Variante seines proteinbasierten Impfstoffs Nuvaxovid auf den Markt zu bringen – die EU-Zulassung steht allerdings noch aus (Stand September 2023).

Wo kann man sich impfen lassen?

Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte sind auf die Infektionssaison vorbereitet. Sie bieten die Influenza- und die Corona-Impfung an – sowohl in ihren Praxen als auch in Pflegeeinrichtungen. Beide Impfungen können gleichzeitig – wenn auch nicht beide in denselben Arm – erfolgen. Daneben können auch Betriebsärztinnen und ‑ärzte sowie öffentliche Apotheken impfen.

Neben Influenza und COVID-19 gibt es viele weitere Krankheiten, gegen die man sich impfen lassen kann. Einen Überblick über die wichtigsten Schutzimpfungen haben wir hier für Sie zusammengestellt: Aktivieren Sie Ihr Immunsystem & schützen Sie sich vor Krankheiten