Die Geburt: Was muss ich wissen?

Was muss ich wissen?

Sicherlich machen Sie sich schon während der Schwangerschaft Gedanken darüber, wie Sie entbinden möchten. Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt. Die meisten Frauen entbinden zwischen der 38. und der 42. Schwangerschaftswoche. Genau am errechneten Geburtstermin kommen jedoch nur fünf Prozent der Kinder auf die Welt.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten zu entbinden: Die natürliche Geburt und den Kaiserschnitt. Natürlich heißt in diesem Fall, dass das Kind durch den Geburtskanal, also vaginal, auf die Welt kommt. Ein Kaiserschnitt ist hingegen ein operativer Eingriff, bei dem das Kind durch einen Schnitt in der Bauchdecke der Mutter geholt wird. In den meisten Fällen wird ein Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen durchgeführt.

Es gibt jedoch auch Frauen, die auf Wunsch per Kaiserschnitt entbinden, obwohl eine natürliche Entbindung möglich wäre. Ob auf natürlichem Weg oder per Kaiserschnitt: Jede Geburt ist aufregend und ein besonderes Ereignis.

Die natürliche Geburt

Eine natürliche Geburt kündigt sich durch Wehen oder einen Blasensprung an und kann mehrere Stunden dauern. Wehen werden durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hormone ausgelöst.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Schmerzen während der Geburt erträglicher zu machen. Massagen, ein warmes Bad oder Akupunktur sind einige Beispiele hierfür. Auch Medikamente oder eine lokale Betäubung wie die Periduralanästhesie, besser bekannt als PDA, lindern Schmerzen.

Gut zu wissen: Der Körper bereitet sich bereits während einer spontanen natürlichen Geburt auf die Zeit danach vor. Diverse Hormone, wie zum Beispiel Oxytocin oder Endorphine, die während der Geburt ausgeschüttet werden, lindern nicht nur Schmerzen, sondern fördern auch den frühzeitigen Milcheinschuss und beschleunigen die anschließende Rückbildung.

Der Aufenthalt im Krankenhaus ist daher meistens kürzer als bei einem Kaiserschnitt.

Auch für das Kind hat eine vaginale Geburt Vorteile. Im Idealfall entscheidet es selbst, wann es auf die Welt kommen möchte. Durch die Wehen und den Weg durch den Geburtskanal wird die Flüssigkeit aus den Lungen gepresst, so dass diese sich besser entfalten können.

Studien zeigen zudem, dass Kinder, die auf natürlichem Weg geboren wurden, seltener an Asthma und Allergien leiden. Fachleute vermuten, dass sie bei ihrem Weg durch den Geburtskanal mit Keimen in Kontakt kommen, die ihren Darm besiedeln. Diese sorgen dafür, dass die Neugeborenen ein gesundes Immunsystem entwickeln.

Der Kaiserschnitt

Bei einem Kaiserschnitt wird das Kind aus dem Bauch geholt. Dafür setzt die Ärztin oder der Arzt einen circa zehn Zentimeter langen horizontalen Schnitt direkt oberhalb des Schambeins. Danach werden die weiteren Gewebeschichten bis zur Gebärmutter und Fruchtblase geöffnet. Nach der Geburt wird die Plazenta entfernt und die Wunde wieder vernäht. Die gesamte Operation dauert nur selten länger als eine halbe Stunde.

In der Regel sind Sie dabei als Mutter bei Bewusstsein. In Not- oder Ausnahmefällen ist aber auch eine Vollnarkose möglich. Während der Operation wird der Blick auf den Bauch durch Tücher verdeckt. Wenn nichts dagegenspricht, kann der Vater oder eine Person Ihrer Wahl während der Geburt dabei sein. Sobald Ihr Kind auf der Welt ist, wird es Ihnen von der Hebamme überreicht.

Fachleute unterscheiden geplante Kaiserschnitte (primäre Sectio) und solche, die im Verlauf der Geburt notwendig werden (sekundäre Sectio). Medizinisch notwendig ist ein Kaiserschnitt nur bei circa zehn Prozent der Entbindungen – zum Beispiel bei Kindern, die in Beckenendlage (BEL) liegen oder bei Frühgeburten. In Deutschland wird jedoch knapp ein Drittel aller Kinder per Kaiserschnitt geboren.

Die Nachsorge ist bei einem Kaiserschnitt aufwendiger als bei einer natürlichen Geburt, da es sich dabei um eine große Bauchoperation handelt.

Die meisten Frauen können das Krankenhaus nach drei bis sieben Tagen verlassen.

Zu Hause sollten sie sich schonen, damit die Wunde gut verheilen kann. Auch die Gebärmutter bildet sich nach einem Kaiserschnitt langsamer zurück als nach einer natürlichen Geburt.

Zusätzlich besteht nach einem Kaiserschnitt immer das Risiko von Verwachsungen im Narbengewebe und in der Gebärmutter. Die Folge können Bauchschmerzen im Unterbauch sein, die unter Umständen sogar chronisch werden können.

Fragen & Antworten

Eine natürliche Geburt wird auch spontane Geburt genannt, da der Geburtsprozess auf natürlichem Weg einsetzt. Eine spontane Geburt kann trotzdem mehrere Stunden dauern.

Bei natürlichen Geburten kommt es deutlich seltener zu Komplikationen als bei Kaiserschnitten – zum Beispiel Thrombosen, Blutungen oder Infektionen. Mütter sind zudem schneller wieder auf den Beinen und können leichter stillen als nach einem Kaiserschnitt.

Auch für das Kind hat eine natürliche Geburt eindeutige Vorteile. Bei einem Kaiserschnitt fehlt der Weg durch den Geburtskanal. Die Neugeborenen haben häufig Atemprobleme, weil noch Flüssigkeit in ihren Lungen ist. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen und Allergien, da das kindliche Immunsystem nicht mit den Keimen des Geburtskanals in Kontakt gekommen ist.

Trotzdem gibt es Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprechen. Wenn eine natürliche Geburt aus medizinischen Gründen nicht möglich oder besonders riskant ist, wird die Frauenärztin oder der Frauenarzt zu einem geplanten Kaiserschnitt raten. Kommt es während einer natürlichen Geburt zu Komplikationen, wird ein spontaner Kaiserschnitt durchgeführt.

Ein Kaiserschnitt ist in den folgenden Fällen nicht vermeidbar:

Das Kind liegt ungünstig, zum Beispiel quer.
Der Kopfumfang des Kindes ist zu groß für das Becken der Mutter.
Die Plazenta liegt vor dem Muttermund (Plazenta praevia) oder löst sich vorzeitig ab.
Es droht ein Gebärmutterriss.
Es besteht eine Vorerkrankung der Mutter, zum Beispiel eine HIV-Infektion oder eine Wirbelsäulenverletzung.
Es handelt sich um eine Frühgeburt zwischen der 26. und 36. Schwangerschaftswoche.
Es liegt eine Infektion der Eihöhle (Amnioinfektions-Syndrom) vor.
Es wurde eine Eklampsie oder ein HELLP-Syndrom (schwere Verlaufsform der Schwangerschaftsvergiftung) festgestellt.
Die Nabelschnur liegt ungünstig.
Das Kind wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.

In den folgenden Fällen wird häufig ein Kaiserschnitt durchgeführt, obwohl eine vaginale Geburt nicht zwangsläufig zu Komplikationen führen würde:

Das Kind liegt in der Beckenendlage (BEL).
Das Kind ist groß und schwer (über 4.500 Gramm Geburtsgewicht).
Das Becken der Mutter ist verformt.
Es handelt sich um eine Mehrlingsgeburt.
Die Mutter hat bereits in der Vergangenheit mit einem Kaiserschnitt entbunden.
Es gab schon einmal eine Operation im Scheiden- oder Vaginalbereich.
Die Geburt verzögert sich es kommt zu einem Geburtsstillstand.

Bei einem herkömmlichen Kaiserschnitt werden alle Gewebeschichten des Bauches mit einem Skalpell durchtrennt.

Bei einem sogenannten sanften Kaiserschnitt nach der Misgav-Ladach-Methode öffnet die Ärztin oder der Arzt die Haut der Bauchdecke mit dem Skalpell, wie bei einem herkömmlichen Kaiserschnitt. Die darunterliegenden Schichten – das Unterhautfettgewebe, die Bauchmuskulatur, das Bauchfell und die Gebärmutter – werden jedoch nur leicht eingeschnitten und dann mit den Fingern aufgedehnt.

Die nach einem israelischen Krankenhaus benannte Methode ist schonender für die Mutter, da weniger Gewebe verletzt wird. Auch die Operation ist kürzer.

Als gesetzliche Krankenkasse dürfen wir die Kosten für einen geplanten Kaiserschnitt ohne medizinische Notwendigkeit nicht übernehmen.

Nein, auch nach einem Kaiserschnitt kann das nächste Kind in den meisten Fällen vaginal entbunden werden. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob eine natürliche Geburt möglich ist, oder ob es Gründe gibt, die für einen weiteren Kaiserschnitt sprechen.

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