Kopierte Medikamente: Billiger Abklatsch oder sichere Alternative?
KKH-Apotheker Sven Seißelberg erläutert die wichtigsten Fakten zu Generika
Hannover, 28.08.2018
Billiger Abklatsch des Originals, weniger wirkungsvoll, minderwertige Qualität: Generika haben nicht immer den besten Ruf. Durch den Arzneimittelskandal um den blutdrucksenkenden Wirkstoff Valsartan sind die Nachahmer-Medikamente derzeit wieder verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Mit einem Anteil von mittlerweile 78 Prozent decken Generika laut Statista 2017 aber den Großteil der Arzneimittelversorgung in Deutschland ab. Da lohnt sich ein genauerer Blick: KKH-Apotheker Sven Seißelberg erläutert, ob die Zweifel vieler Patienten gegenüber den Ersatzpräparaten wirklich begründet sind:
Was genau sind Generika?
Generika sind Wirkstoffkopien von Original-Arzneimitteln, deren Patentschutz abgelaufen ist. Dann dürfen auch andere Pharmakonzerne Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff unter anderem Namen herstellen.
Die Nachahmer sind deutlich billiger als das Original. Aber sind sie deshalb auch weniger gut?
Generika-Hersteller können ihre Präparate unter anderem deshalb so preiswert anbieten, weil sie diese nicht noch einmal komplett neu entwickeln müssen und so erheblich bei den Kosten für die Forschung sparen. Ist der Patentschutz für ein Arzneimittel erloschen, bieten auch häufig mehrere Hersteller das entsprechende Generikum gleichzeitig an. Das führt zu einem Wettbewerb und damit ebenfalls zu günstigen Preisen. Einige Patienten tun sich schwer mit Generika, weil sie an der Wirkung zweifeln. Diese Sorge ist aber unbegründet. Wie für die Originalmedikamente gelten auch für die Kopien strenge Zulassungsverfahren hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität: Die Hersteller müssen bei staatlichen Zulassungsbehörden wie dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter anderem nachweisen, dass das Präparat dem Original entspricht.
Was genau unterscheidet die Kopien vom Original?
Generika enthalten die gleichen Wirkstoffe in gleicher Menge wie die Originalpräparate. Das Herstellungsverfahren und die Zusammensetzung der Hilfsstoffe können sich jedoch unterscheiden. Dazu gehören zum Beispiel Füllstoffe wie Milchzucker und Bindemittel wie Stärke, die den Medikamenten ihre Form und Konsistenz geben. Die pharmazeutische Qualität und Wirksamkeit darf aber nicht beeinträchtigt werden.
Habe ich als Patient einen Vorteil, wenn mir der Arzt ein Generikum verschreibt?
Patienten haben die gleiche Therapiesicherheit wie beim Originalmedikament. Durch die günstigen Preise von Generika können die Krankenkassen außerdem bei den Arzneimittelkosten sparen und dadurch ihre Beiträge stabil halten. Die Kassen haben mit vielen Arzneimittelunternehmen Rabattverträge geschlossen. Dabei gewährt der Hersteller Nachlass auf bestimmte Präparate.
Und wenn ein Patient ein kopiertes Medikament nicht verträgt?
Wenn ein Patient den Eindruck hat, dass ein Generikum bei ihm schlechter wirkt oder er es nicht verträgt, sollte er darüber in jedem Fall mit seinem Arzt sprechen. Dieser entscheidet, ob ein anderes Generikum oder das Originalmedikament gegeben wird und teilt dies dem Apotheker mit Hilfe des Aut-idem-Feldes auf dem Rezept mit. Aut idem ist lateinisch und bedeutet „oder das Gleiche“. Wenn der Arzt dieses Feld auf dem Rezept durchstreicht, dann muss der Apotheker dem Patienten exakt das verschriebene Originalpräparat aushändigen.
Hinweis für die Redaktionen: Bilder zum Thema Apotheke und Arzneimittel finden Sie unten.
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